Einer breiteren Öffentlichkeit ist diese besondere Migration in Richtung DDR nur durch den Fall von Horst Kasner, dem Vater von Bundeskanzlerin Angela Merkel, bekannt. Zwischen Kriegsende und Mauerbau zogen jedoch zahlreiche Theologiestudierende, Vikare und Vikarinnen, Pfarrer sowie Diakone und Diakonissen in die DDR. Die Studie beschäftigt sich mit dieser Migration als Sozial- und als Individualprozess. Sie zeigt die Steuerung und Begrenzung des West-Ost-Wanderungsgeschehens im kirchlichen Bereich durch das SED-Regime, das in der Drosselung dieser Zuwanderung eine Möglichkeit sah, die Kirchen in der DDR zu schwächen und mögliche »Westinfiltration« einzudämmen. Sie untersucht die Haltung der ost- und westdeutschen Kirchen gegenüber der Personal- und Nachwuchswanderung in Richtung DDR. Und sie handelt von den Übersiedlern selbst, indem sie den Phasenverlauf und die regionalen Schwerpunkte des Wanderungsgeschehens, das soziodemographische Profil und die Motivstruktur der Migranten sowie deren Integration bzw. Rückwanderung analysiert. Dabei wird deutlich, dass sich die kirchlichen West-Ost-Migranten vor allem durch ihre Motive von den anderen West-Ost-Übersiedlern unterscheiden.
Claudia LeppClaudia Lepp, geb. 1965, ist Leiterin der Forschungsstelle für Kirchliche Zeitgeschichte und apl. Professorin an der Universität München; sie forscht und publiziert zur deutschen Religions- und Kirchengeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts.
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