Pascal Germann rekonstruiert die ineinander verwobene Geschichte von Rassenforschung und Humangenetik. Anhand der Analyse wissenschaftlicher Forschungspraktiken - vom Vermessen von Körpern über das Sammeln von Stammbäumen bis zur Laborforschung der Nachkriegszeit - arbeitet die Studie die engen Verbindungen zwischen Humangenetik und Rassenforschung heraus. Rassische Differenzvorstellungen prägten die Humangenetik lange Zeit und umgekehrt fanden Rassenforschungen weit über 1945 hinaus Anschluss an wichtige Bereiche der Humangenetik.
Das Schweizer Fallbeispiel ermöglicht es dem Autor, die bislang nur unzureichend erforschten transnationalen Dimensionen der Vererbungs- und Rassenforschung in den Blick zu rücken. Schweizer Wissenschaftler forschten in kolonialen Kontexten und arbeiteten intensiv mit Forschern im Dritten Reich zusammen. Gerade aufgrund ihres Status als »neutraler Kleinstaat« galt die Schweiz dabei als besonders geeignet, um eugenisch relevante Vererbungs- und Rassenfragen - scheinbar rein wissenschaftlich und unabhängig von den politischen Interessen der expansiv ausgerichteten Großmächte - zu erforschen.
Ausgezeichnet mit dem Jahrespreis der Universität Zürich für die Philosophische Fakultät 2016 sowie mit dem Henry-E.-Sigerist-Preis für Nachwuchsförderung in der Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften 2016.
Pascal GermannPascal Germann, geb. 1977, Historiker, promovierte an der Forschungsstelle für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Universität Zürich. Nach Forschungsaufenthalten in Exeter und Berlin arbeitet er heute als Oberassistent am Institut für Medizingeschichte ...
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