Auch wenn ihr Schaffen nur ein knappes Jahrzehnt umfasste und zu Lebzeiten kein einziges Gedicht von ihr gedruckt wurde, ist Antonia Pozzi (1912-1938) eine der großen italienischen Lyrikerinnen des 20. Jahrhunderts. Mit 26 Jahren nahm sie sich aus Liebeskummer und verzweifelt über die Geschehnisse im faschistischen Italien das Leben, was ihre Familie, die offiziell von »plötzlichem Unwohlsein« sprach, jedoch verschwieg. Als bald darauf eine erste Auswahl von 91 Gedichten erschien, waren diese vom Vater durch Streichungen und vermeintliche Berichtigungen entstellt.
Erst 50 Jahre nach ihrem Tod wurde Antonia Pozzi »wiederentdeckt«, so dass seit den 1980er Jahren endlich auf den Originalquellen fußende italienische Ausgaben erschienen sind. Heute sind etwa 300 bis 400 Gedichte der Autorin bekannt, von denen diese Ausgabe über 100 präsentiert. Sichtbar wird eine Entwicklung, vom frühen Herantasten an ihre Stoffe und die ihr eigene intensive Art des lyrischen Sprechens bis zur immer tieferen Auslotung der Glücks-, vor allem aber der Schmerzerfahrungen.
Antonia PozziAntonia Pozzi, geb. 1912 in Mailand als Tochter einer patrizischen Familie aus der Lombardei, studierte Philologie an der Mailänder Universität. Zu ihren Studienfreunden zählte Alberto Mondadori, der Sohn des Verlegers, der nach ihrem frühen Freitod 1938 ...
mehrGabriella RovagnatiGabriella Rovagnati lehrt deutsche Literatur an der Universität Mailand. Neben ihrer wissenschaftlichen Arbeit (sie ist Autorin zahlreicher Studien zur Literatur und hat diverse Manuskripte - darunter die Urfassung des »Reigen« von Arthur Schnitzler - ...
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