Karl Wolskehl, Friedrich Wolters, Friedrich Gundolf, Kurt Hildebrandt, Robert Boehringer, Kurt Singer, Wilhelm Stein, Ernst Morwitz und Rudolf Borchardt
Wie im ersten Teil seiner Erinnerung wählt Michael Landmann auch im zweiten die bewährte Form mehrerer knapper »Medallons«. Ohne sich mit den gängigen Klischees auseinander zu setzen, schildert er markante Figuren, durch die der Dichter Stefan George vielseitig und begreiflich hervortritt.
Die Berührung mit Freunden und Gefährten dieses Dichters hat Michael Landmann seinem Elternhaus zu danken: zeitlebens, bis zu seinem Tod 1984 in Haifa, sollte er sich mit den Wirkungen Stefan Georges auf die unterschiedlichsten Schicksale auseinandersetzen.
Eigene Erinnerungen wusste Michael Landmann durch die anderer zu vervollständigen: er zog Biographien zu Rate, aber das wichtigste eröffnete sich ihm im Gespräch; so geht seine Darstellung von Ernst Morwitz im wesentlichen auf Erzählungen Wolfgang Frommels zurück. Michael Landmann ist einer der Letzten, der von den Beziehungen Georges in diesem ersten Jahrhundertdrittel aus eigenem Leben berichten kann. Die geistige Aktivität der Mutter und die engagierte des Vaters haben den Sohn geprägt. Eindrücklich und unorthodox zeichnet er die Konturen der von ihm anvisierten Figuren nach: neben den Vielbesprochenen - wie Wolfskehl und Gundolf - finden die in der neueren George-Literatur Vernachlässigten Beachtung: etwa Friedrich Wolters und der Schweizer Neokosmiker Wilhelm Stein. Im Anhang berichtet Michael Landmann skizzenhaft über Rudolf Borchardt, dessen zwiespältige Haltung gegenüber George hinlänglich bekannt ist. Diese Erinnerung ist schon deshalb von Belang, weil Borchardt in der Biographie der Eltern Julius und Edith Landmann eine wichtige Rolle spielt.
Michael Landmann sprach von sich selber gern als dem »Epigonen«, dem Spätling einer schon heldenhaft verehrten Generation. Dies meint auch der Sinnspruch, den er diesem Band Figuren um Stefan George 2 vorangesetzt: »Wir empfingen noch den schein«.
Man mag von Mosaiksteinen sprechen, doch ein jeder hilft, das von der Zeit entstellte Bild vom »George-Kreis« zu berichtigen. Der vorliegende Band ist dank Michael Landmanns Ehrfurcht und seinem Sinn furs Heiteres, Anekdotisches ein kraftvolles Dokument deutsch-jüdischen Geistes.
Publikation der Stiftung Castrum Peregrini, bereits 1988 in Amsterdam erschienen.
www.castrumperegrini.org