Neben dem Drama »Nathan der Weise« gilt »Die Erziehung des Menschengeschlechts« als Lessings theologisches und philosophisches Vermächtnis. Martin Keßler untersucht die Beziehung zwischen Lessings »Erziehung des Menschengeschlechts« und einem mit Blick auf Lessing bisher unbekannten Text, der 1738 anonym unter dem Titel »Lettres sur la religion essentielle a l’homme« erschien. Keßler beleuchtet nicht nur die Verbindungslinien zwischen den beiden Schriften, er bietet darüber hinaus eine umfassende ideen-, quellen- und rezeptionsgeschichtliche Kontextualisierung. Damit trägt er entscheidend zu einem neuen Verständnis eines Schlüsseltextes aus Lessings Spätzeit bei, besonders durch die Einbettung in zeitgenössische Diskurshorizonte. Darüber hinaus zeigt er Verbindungen zu weiteren Texten der Spätzeit Lessings.
Mit den »Kleinen Schriften zur Aufklärung« legt die Lessing-Akademie im Sinne ihrer Aufgabenstellung einzelne zeitgenössische Texte und kleinere Abhandlungen zur Erforschung von Leben, Werk und Zeit Gotthold Ephraim Lessings und der Aufklärung in allen ihren Erscheinungsformen, ihrer Wirkung und Bedeutung bis in die Gegenwart vor. Die Schriften wenden sich nicht allein an wissenschaftliche Interessenten, sondern auch an einen breiteren Leserkreis und sollen dazu beitragen, die geschichtliche Entwicklung und den normativen Gehalt der Aufklärung als intellektuelle, politisch-moralische, prinzipiell auch soziale Reformbewegung besser zu verstehen und zutreffend zu würdigen. Das erscheint um so notwendiger, als die Aufklärung, die am Anfang der »modernen Welt« steht, bis heute kritisch auf ihre Legitimität und ihre Auswirkungen befragt wird.
Die Reihe steht für unterschiedliche Themen und Weisen der Darbietung offen und wird in lockerer Folge fortgesetzt.
Martin KeßlerMartin Keßler, geb. 1975, ist Oberassistent für Kirchen- und Theologiegeschichte an der Universität Basel. 2006 wurde er mit dem Hanns-Lilje-Preis der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen ausgezeichnet.
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