Fast 40 Jahre korrespondierte der deutsche Jude und Gelehrte Eduard Berend mit dem national gesinnten Germanisten Heinrich Meyer. Es ist eine ungewöhnliche, eine befremdliche Konstellation: Meyer war bereits 1930 in die USA ausgewandert, wo ihm allerdings 1943 seine amerikanische Staatsbürgerschaft vorübergehend aberkannt und er als »dangerous alien« interniert wurde – Berend gelang 1939 die Flucht vor den Nationalsozialisten in die Schweiz.
Berends Briefe dokumentieren – zunächst unter den Bedingungen der Zensur – die lebensbedrohliche Dringlichkeit seiner Emigration. Sie berichten über die ständige Verschlechterung der Ausreisebedingungen, die eigene Flucht, das Leben als Emigrant in Genf, die Vorbehalte gegen die Rückkehr nach Deutschland und immer wieder von der Arbeit an seinem Lebenswerk, der historisch-kritischen Ausgabe von Jean Pauls Werken und Briefen.
Heinrich Meyer schreibt mit erstaunlicher Offenheit über den (akademischen) Antisemitismus, die Deutschenfeindlichkeit in den USA seit Kriegsbeginn, die eigenen und die Ressentiments der Kollegen, über deutsche und amerikanische Politik, über die amerikanischen Hochschulen, den Nationalsozialismus, Hitler und Roosevelt, dann wieder über Literatur, Jean Paul, die eigenen Arbeiten zu Leibniz, Spinoza und Goethe.
Eduard BerendEduard Berend (1883–1973) war von 1927 bis 1938 im Auftrag der Preußischen Akademie der Wissenschaften Herausgeber der historisch-kritischen Ausgabe von Jean Pauls Sämtlichen Werken. 1938 Kündigung und Internierung im KZ Sachsenhausen. 1939 Emigration ...
mehrMarcel LepperMarcel Lepper, geb. 1977, ist Direktor der Fondation Rilke in Sierre, Schweiz, und Honorarprofessor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Leipzig.
Veröffentlichungen u. a.: Goethe in Amerika (Mithg., 2025); Wielands Märchen (Mithg., 2025); ...
mehrHeinrich MeyerHeinrich Meyer (1904–1976) war zunächst Lehrer auf Juist, ab 1930 dann Übersiedlung in die USA und bis 1943 Instructor of German am Rice Institute in Houston. 1943 folgte die Aberkennung der 1935 erworbenen amerikanischen Staatsbürgerschaft und Internierung. ...
mehrUlrich RaulffUlrich Raulff, geb. 1950, studierte Philosophie und Geschichte. Ab 1997 Feuilletonchef der FAZ; 2001-2004 Leitender Redakteur im Feuilleton der SZ. Seit 2004 Direktor des Deutschen Literaturarchivs Marbach. Träger des Anna-Krüger-Preises des Wissenschaftskollegs ...
mehrUlrich von BülowUlrich von Bülow, geb. 1963, war nach dem Studium der Germanistik als Lektor in Leipzig tätig. Seit 1992 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Deutschen Literaturarchiv Marbach, seit 2006 ist er Leiter der Abteilung Archiv.
Veröffentlichungen u. a.:
Erich ...
mehrMeike G. WernerMeike G. Werner lehrt als Professorin für German and European Studies an der Vanderbilt University (USA). Gegenwärtig ist sie Präsidentin der American Friends des Deutschen Literaturarchivs in Marbach (AFM).
Veröffentlichungen u.a.: Gruppenbild mit Max ...
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