Die Waffen- und Fahrzeugfabrik »Simson« im thüringischen Suhl überdauerte fünf politische Systemwechsel. Vom Kaiserreich bis nach dem Fall der Berliner Mauer 1989 entwickelte sich das Unternehmen mit jedem politischen Umbruch organisatorisch und technisch fort. In seinem betrieblichen Kern blieb es aber zugleich unverändert. Achtzig Jahre lang lagen die Geschicke der »Simsonwerke« in den Händen der jüdischen Kaufmannsfamilie Simson. 1935 wurde die Familie entschädigungslos enteignet und die Firma unter die Führung der NSDAP gestellt. Die sowjetischen Besatzer bauten das Werk zum Motorradhersteller um. In der DDR wurde dort rund dreißig Jahre lang das bis heute berühmte Moped »Schwalbe« produziert. Die Transformation in die soziale Marktwirtschaft nach 1989 unter der Verantwortung der Treuhand-Manager überlebte die Firma »Simson« nicht. Dabei sind die Gründe für den endgültigen Niedergang nicht weniger aufschlussreich als diejenigen für das Überleben.
Die Geschichte der Firma »Simson« erweist sich als ein außergewöhnliches wie prototypisches Beispiel für die Beständigkeit von Unternehmen in wechselnden ökonomischen, rechtlichen und politischen Arrangements.
Ausgezeichnet mit dem Preis für Unternehmensgeschichte 2012.
Ulrike SchulzUlrike Schulz, geb. 1976, studierte in Berlin und Jerusalem und promovierte in Geschichte an der Universität Bielefeld. Derzeit ist sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Bielefeld. Sie veröffentlicht u.a. zur Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte. ...
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