Der französische Dokumentarfilmer Claude Lanzmann führte Mitte der 1970er Jahre ein Interview mit dem ehemaligen jüdischen Funktionär Benjamin Murmelstein. Murmelstein war während entscheidender Phasen der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Schlüsselstellen der jüdischen Administration tätig, die mit der Verfolgungsrealität unmittelbar konfrontiert wurden. Die heftige Kritik an seiner Rolle »zwischen Hammer und Amboss« - zwischen Täter und Opfer, wenngleich selbst Opfer - verstummte auch nach dem Krieg nicht.
Ausgehend von dem umfassenden Interviewmaterial Lanzmanns untersucht Lisa Hauff, wie Benjamin Murmelstein seine Funktion ausübte und welche Strategien er unter dem nationalsozialistischen Druck und der sich verändernden Situation entwickelte. Das Interview wird so zu einem einzigartigen empirischen Fundstück, das neues Licht auf die Rolle eines umstrittenen Judenratsältesten in der Geschichte des Nationalsozialismus wirft und einen wichtigen Beitrag zur »Handlungsfalle«, in der sich jüdische Funktionäre befanden, leistet.
Lisa HauffLisa Hauff, geb. 1969, ist Mitarbeiterin des Editionsprojekts »Judenverfolgung 1933-1945« und war Mitkuratorin der Ausstellung »Der Prozess - Adolf Eichmann vor Gericht« (2011) der Stiftung Topographie des Terrors.
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