Wer Fotos von »Zigeunern« betrachtet, knüpft an ein kollektiv geteiltes, vermeintliches Wissen an: Eine jahrhundertealte Ikonografie des »Fremden« macht den »Zigeuner« zur Projektionsfläche für Überlegenheitsfantasien und Angstbilder, aber auch für erotische und exotische Sehnsüchte.
Frank Reuter zeichnet die Genese des fotografischen »Zigeuner«-Bildes nach und macht Verbindungslinien zur Kunst und Literatur sichtbar. Dabei nimmt er ganz unterschiedliche Medien und Formate in den Blick: vom Schulbuch bis zur Bildpostkarte, vom populären Magazin über das Propagandafoto bis zum privaten Schnappschuss von der Front.
Der Autor untersucht an exemplarischen Bildbeispielen die Stigmatisierungsmuster, die dem Konstrukt »Zigeuner« zugrunde liegen und die bis heute wirksam sind. Dabei geht es immer auch um die konkrete Verwendung der Fotografien und um ihre gesellschaftlichen Funktionen.
Einen Schwerpunkt bildet die »Zigeuner«-Fotografie im Nationalsozialismus, deren Wurzeln Reuter in der ethnologischen, kriminologischen und anthropologischen Fotografie des 19. und frühen 20. Jahrhunderts freilegt.
Frank ReuterFrank Reuter, geb. 1963, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg.
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