Franz Fühmann (1922-1984) zählte gewiss nicht zu den populären Schriftstellern in der DDR, aber es gibt wohl kaum einen, der solche Tiefenwirkung auf Autoren der folgenden Generationen hatte. Zunächst, nach der Kriegsgefangenschaft, noch überzeugt vom Modell DDR, geriet er aufgrund seines an der Moderne geschulten literarischen Temperaments bald in Konflikt mit der offiziellen Literaturdoktrin. Seit Ende der sechziger Jahre setzte Fühmann sich intensiv mit der Romantik auseinander, ebenso mit Mythen, Träumen, der Psychoanalyse. Davon zeugen etwa der große Essay über Georg Trakl - in der DDR unter dem Titel »Vor Feuerschlünden«, in der Bundesrepublik unter »Der Sturz des Engels« erschienen - und das Tagebuch »Zweiundzwanzig Tage oder Die Hälfte des Lebens«.
AutorInnen, KritikerInnen und WissenschaftlerInnen, ost- und westdeutsch literarisch sozialisiert, fragen in diesem Band nach der Entstehungs- und Schreibgeschichte der fühmannschen Texte und Poetik, sie unternehmen literarische bzw. literaturkritische Erkundungen über einen der großen, deutschsprachigen Erzähler und Essayisten des 20. Jahrhunderts.
Außerdem zeigt der Band 20 schwarz-weiß Fotografien von Dietmar Riemann, mit dem Fühmann ein Buch über Kinder in der Psychiatrie herausgebracht hat (1985/86), sowie farbige Grafiken von Joachim Hamster Damm.
Peter BraunPeter Braun, geb. 1961, lehrt Literaturwissenschaft und Schreiben an der Universität Jena. Ihn interessieren die Grenzformen des Literarischen wie der Essay oder das dokumentarische Erzählen. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit liegt auf den Beziehungen ...
mehrMartin StraubMartin Straub, geb. 1943 in Dresden, Publizist, Literaturkritiker, Literaturvermittler. Nach Tätigkeiten an der Universität Jena und der Universität Helsinki gründete er Lese-Zeichen e.V. Jena und war dessen langjähriger Geschäftsführer.
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