Die Bedeutung, die Johann Joachim Winckelmann für den Weimarer Klassizismus gewonnen hat, lässt sich kaum überschätzen. Zwar ist der 1717 in Stendal geborene Gelehrte nie in Weimar gewesen, doch hat er die altertumswissenschaftlichen und kunsttheoretischen Debatten, die in der thüringischen Residenzstadt seit 1800 geführt wurden, wie kein zweiter beeinflusst. Vor allem mit seiner Stilisierung der griechischen Antike zu einer für alle Zeiten vorbildlichen Menschheitsepoche prägte er den Weimarer Philhellenismus in den Regierungsjahren unter Herzog Carl August. Bereits Goethe initiierte eine mehrbändige Winckelmann-Ausgabe, die den europaweit rezipierten Altertumsforscher einerseits heroisierte, andererseits jedoch auch historisierte. In den Weimarer Winckelmann-Lektüren des 19. und 20. Jahrhunderts wurde der Gelehrte zunehmend mit einer an der Antike ausgerichteten Klassik in Verbindung gebracht und schließlich sogar als Vordenker einer klassenlosen Gesellschaft in Anspruch genommen.
Im Jahrbuch werden jene Spuren verfolgt, die Winckelmanns Werk im geistig-kulturellen Leben Weimars seit 1800 hinterlassen hat. Reich bebilderte Studien rekonstruieren die Winckelmann-Lektüren verschiedener Weimarer Akteure und beleuchten so die »Erfindung« des Klassischen in der thüringischen Residenzstadt.
Franziska BomskiFranziska Bomski arbeitet seit 2012 als Forschungsreferentin für die Klassik Stiftung.
mehrThorsten ValkThorsten Valk leitet seit 2007 das Referat Forschung und Bildung der Klassik Stiftung.
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