Boris Roman Gibhardt weist in seiner Studie die Allegorie als das Herzstück der romantischen Kunsttheorie aus. Dafür setzt er bei der Relation von Zeichen und Bedeutung an. Der tradierte enge Zeichenmodus der Allegorie, dem zufolge im gegenständlich Vorgestellten ein konzeptuell Gemeintes zu lesen ist, wird in der Romantik unterlaufen, und doch wird an der Tradition allegorischen Darstellens festgehalten. In den divergierenden Deutungsansätzen hierzu wurde einerseits argumentiert, dass Romantiker damit auch den Anspruch universalen Bedeutens fortführen, dass sie andererseits aber auch die Produktion von Sinn einem Spiel selbstbezüglicher Formen ohne verbindliche Bedeutung anheimgeben.
Gibhardt schlägt eine andere Lösung vor: Die Allegorie profiliert die ihr eigene inhärente Temporalität. Die im allegorischen Modus zeitlich artikulierten Widerspruchserfahrungen zwischen Zeichen und Bedeutung können ein zentriertes Zulaufen des Dargestellten auf den einen Sinn verhindern und mittels der Temporalität dieses Prozessierens dennoch Einsichten vermitteln. Mit dem Fokus auf Zeit und Darstellung werden Grundfragen der Romantik erörtert und eine Brücke zur Theorie der Allegorie in der Moderne geschlagen.
Boris Roman GibhardtBoris Roman Gibhardt ist Privatdozent für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft sowie Deutsche Philologie an der FU Berlin und ist Kurator für Dichternachlässe bei der Klassik Stiftung Weimar. In den letzten Jahren hatte er Stipendien und ...
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