Spätestens seit der Aufklärung wurde in den Wissenschaften auf das eigene Bildnis großen Wert gelegt. Vom Auftragswerk in Öl über Druckgrafiken und Atelieraufnahmen bis hin zum Massenphänomen Fotografie im 20. und 21. Jahrhundert: Porträts sollten die wissenschaftliche Reputation erhöhen, die eigene Arbeit autorisieren und die Porträtierten als legitime Akteure auf ihrem Wissensgebiet ausweisen. Indem epistemische Tugenden aufgerufen und über Gesten, Körperhaltung oder Bildattribute das methodische und habituelle Selbstverständnis der Abgebildeten sichtbar werden, formulieren Bildnisse historisch variierende aber gleichwohl verbindliche Normen individueller und kollektiver Identitäten. Immer zwischen individuellem Fall und exemplarischem Gelehrtentyp changierend, haben Porträts damit Anteil am Prozess des »coming into being« einer wissenschaftlichen Persona.
Anhand unterschiedlicher Fallstudien vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart nähern sich die Beiträge des Bandes mit einem wissenschaftshistorischen Erkenntnisinteresse an Porträts an, indem sie das jeweilige Verhältnis zwischen Repräsentation und wissenschaftlichem Subjekt ausloten und die akademische Bildnispolitik in gesellschaftliche und kulturelle Zusammenhänge einordnen.
Sonja E. NökelSonja E. Nökel, geb. 1988, ist Kunsthistorikerin und Ethnologin. Nachdem sie drei Jahre als Kuratorin für eine Galerie arbeitete, begann sie ihren Master in Kunstgeschichte an der Universität Göttingen, wo sie seit 2018 bei der Zentralen Kustodie am Referat ...
mehrChristian VogelChristian Vogel, geb. 1978, ist Historiker und Kulturwissenschaftler. Nach der Promotion am Lehrstuhl für Wissenschaftsgeschichte an der HU Berlin arbeitet er seit 2015 als Referent für Wissensforschung an der Zentralen Kustodie der Universität Göttingen. ...
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