Selten trafen im deutsch-deutschen Vereinigungsprozess Ost- und Westdeutsche so unmittelbar aufeinander wie in den brandenburgischen Gutsdörfern. Hier mussten nach 1990 zurückgekehrte Adelsfamilien ein Auskommen mit der sozialistisch geprägten Dorfbevölkerung finden, von der sie seit der Enteignung 1945 über 40 Jahre lang getrennt waren. Im ehemaligen Gutsdorf wurden wie unter einem Brennglas spezifische Probleme und Dynamiken sichtbar, die seit 1990 überall im Osten Deutschlands auftraten.
Ines Langelüddecke untersucht die jeweiligen Prägungen und Geschichtsbilder von Adligen und Dorfbewohnern und damit die mentalen Voraussetzungen und historischen Tiefenschichten dieser Vereinigung auf lokaler Ebene. Damit widmet sich erstmals eine Studie in zeithistorischer Perspektive den sozialen Veränderungen des ländlichen Raumes in Ostdeutschland mit seinen kleinräumigen, dörflichen Milieus, in die nach dem Ende der DDR die Nachfahren der ehemaligen Gutsbesitzer zurückgekehrt sind. Darüberhinaus leistet die Autorin einen Beitrag zum Verständnis der Konfliktlagen der Gegenwart, die mehr als dreißig Jahre nach 1989/90 immer noch Unterschiede und Gegensätze zwischen Ost und West kennt.
Ines LangelüddeckeInes Langelüddecke, geb. 1976 in Halberstadt, hat Geschichte, Politik und Germanistik in Göttingen, Oxford und Berlin studiert. Sie erhielt den Humboldt-Preis der Humboldt-Universität Berlin für ihre Arbeit »Tamara Bunke und die Konstruktion eines politischen ...
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