Hannah Arendt hat die »Origins of Totalitarianism« ihrem zweiten Ehemann Heinrich Blücher gewidmet. In der amerikanischen Erstauflage ist diese Widmung noch um den Zusatz »This book could hardly have been written without the unpublished political philosophy of the person to whom it is dedicated« ergänzt. Bis heute ist völlig ungeklärt, inwieweit der frühere Kommunist und linke Aktivist Heinrich Blücher wirklich Arendts Denken beeinflusst hat. Zwei kürzlich entdeckte Texte geben Aufschluss. Diese »Versuche über den Nationalsozialismus« hat Blücher in den 1940er Jahren verfasst und sie sind das Bemühen, Nationalsozialismus und Totalitarismus zu verstehen.
Mit der Herausgabe wird ein Licht in die bis heute verborgene Arbeitsbeziehung zwischen der akademisch geschulten Schriftstellerin und dem proletarischen Autodidakten geworfen. Ein umfassendes Nachwort geht auf Blüchers kommunistische Vergangenheit ein und rekonstruiert Aspekte von Arendts Nachdenken über den Totalitarismus als Ergebnisse eines Dialogs mit Blücher. Die »Versuche« Blüchers zeigen, dass Arendts politische Theorie auch eine Auseinandersetzung mit den praktisch-politischen Erfahrungen ihres Mannes darstellen.
Heinrich BlücherHeinrich Blücher (1899-1970) war von 1950 bis 1959 Lehrer für Philosophie und Philosophie der Kunst an der New School for Social Research (New York City), von 1952-1968 war er Professor am Bard College (Annandale-on-Hudson).
mehrRingo RösenerRingo Rösener, geb. 1983, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kulturwissenschaften an der Universität Leipzig. Er studierte Kulturwissenschaften, Theaterwissenschaften und BWL in Leipzig und Bologna. 2016 wurde er mit der Arbeit »Freundschaft ...
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