Die Rezeption von Goethes Morphologie wurde bisher auf ein holistisches Gestaltverständnis reduziert und als kompensatorische oder apotropäische Reaktion auf krisenhafte Modernisierungserfahrungen am Beginn des 20. Jahrhunderts gedeutet. Das Bild einer weniger homogenen Wirkungsgeschichte ergibt sich jedoch, wenn Morphologie als Fundus für Fragen nach Formbildung und Formenwandel begriffen wird. Fragen, die Goethe im Vorfeld disziplinärer Ausdifferenzierung noch nicht beantworten konnte, und die nach 1900 disziplinär nicht mehr beantwortet werden können.
Morphologie erweist sich so in der Theoriebildung des 20. Jahrhunderts als Irritationsfaktor im Wissensgefüge und als spannender Forschungsgegenstand im Heute: Die Untersuchungen der Autorinnen und Autoren haben ihren Fluchtpunkt in aktuellen Diskussionen zum Problem der Form, in denen grundsätzliche Unterscheidungen wie Natur vs. Kultur oder Vitalismus vs. Mechanismus auf dem Prüfstand stehen.
Eva AxerEva Axer ist Literaturwissenschaftlerin und leitet den Programmbereich Lebenswissen am Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung in Berlin.
Veröffentlichungen u. a.: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte ...
mehrEva GeulenEva Geulen, seit 2015 Direktorin des Leibniz-Zentrums für Literatur- und Kulturforschung und Professorin für europäische Kultur- und Wissensgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie ist Mitherausgeberin der Zeitschrift für deutsche Philologie.
Veröffentlichungen ...
mehrAlexandra HeimesAlexandra Heimes ist Literatur- und Kulturwissenschaftlerin und lebt in Berlin.
Veröffentlichungen u. a.: Forum Interdisziplinäre Begriffsgeschichte 5.1: Modell (Mithg., 2016).
mehr