Leistungssteigerung, Verwissenschaftlichung, sozialer Aufstieg – die Hoffnungen, die in den 1960er Jahren in Hauptschulen gesetzt wurden, waren groß. Die neuen Hauptschulen waren das Ergebnis umfassender Auseinandersetzungen über die Neugestaltung der Volksschule, einer Schulform, die von der überwiegenden Mehrheit der Kinder besucht wurde. Doch was Politiker:innen und Pädagog:innen unterschiedlichster Ausrichtung seit den späten 1950er Jahren umtrieb – von der Auflösung der alten Dorfschule bis zur Einrichtung von Jahrgangsklassen – wird heute kaum noch mit der Bildungsreformära in Verbindung gebracht.
Sandra Wenk beleuchtet diesen vergessenen Aspekt der Bildungsreform und verfolgt am Beispiel Nordrhein-Westfalens, wie die Hauptschule nach langen Reformdebatten vom kurzzeitigen bildungspolitischen Vorzeigeprojekt zum Gegenstand umfassender Kritik wurde. Sie betont den grundlegenden Wandel schulischer Bildung sowie die folgenreichen Widersprüche der Reformära, in der dem Individuum neue, aber vielfach ungedeckte Aufstiegs- und Partizipationsversprechen gemacht wurden und sich zugleich die Ansprüche an Schüler:innen und Schulen radikal steigerten.
Sandra WenkSandra Wenk, geb. 1985, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Arbeitsbereich »Historische Erziehungswissenschaft« an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und forscht zur Geschichte von Schule, Kindheit und Jugend.
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