Entstammt »figura« als Begriffskategorie der Rhetorik und der biblisch-theologischen Exegese, so ist sie doch zugleich auch den vielfältigen Diskursen um die bildliche Formschaffung aus der Kraft einer figurierenden Imagination verknüpft. Im Zentrum steht dabei die Frage, welche visuelle und materielle Konkretheit der figuralen Bildlichkeit und ihrer ästhetischen Gestalt zukommt. Mit »figura« werden gleichsam die medialen Bedingungen und Effekte der bildlichen Evidenz mit all ihren Interferenzen von Repräsentation und Präsenz, dem ‚Was‘ und dem ‚Wie‘ des Bildes aufgerufen. Diese Evidenz reicht über die Figürlichkeit im Sinn einer gegenständlich fassbaren und motivisch definierten Repräsentation hinaus und hebt auf eine Sinnfülle und Erfahrungsdimension des Dargestellten ab, die sich wesentlich aus der Präsenz seiner bildlichen Erscheinung selbst ergibt und jenseits des ästhetischen Soseins dieser bildnerisch-medialen Ausprägung nicht zu fassen ist. Das facettenreiche Spektrum dieses Diskurses umfasst mittelalterliche Kontroversen um Christi figurale Gegenwart im Bild oder Entwürfe der »imago figurata« im Barock ebenso wie künstlerische Praktiken der Renaissance, etwa bei Leonardo und in exemplarischer Weise bei Albrecht Dürer.
Klaus KrügerKlaus Krüger ist Professor für Kunstgeschichte an der FU Berlin. Fellowships und Gastprofessuren u. a. in Paris, New York, Konstanz, Wien und Rom.
Veröffentlichungen u. a.: Figura als Bild. Streiflichter zu Dürer und zum Mediendiskurs in Mittelalter und ...
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