Ignacy Jan Paderewskis einzige Oper »Manru« wurde 1901 erfolgreich an der Dresdner Hofoper uraufgeführt, wenig später auch auf polnischen Bühnen und an der Metropolitan Opera in New York. Der Komponist war zu diesem Zeitpunkt ein international gefeierter Starpianist. Der Librettist Alfred Nossig, der aus dem habsburgischen Galizien stammte, war ein prominenter Vertreter des Zionismus. Sein Libretto wiederum basierte auf dem Roman »Chata za wsią« (Die Hütte am Ende des Dorfes, 1852-1854) von Józef Ignacy Kraszewski, dem bekanntesten polnischen Romancier am Übergang von Romantik zu Realismus. Diese spannungsreichen künstlerischen und ideellen Verflechtungen machen »Manru« zu einem besonderen Werk.
Die Autor:innen dieses Buches bieten eine facettenreiche Analyse und Kontextualisierung der Oper. Dabei verfolgen sie musikwissenschaftliche, historische, philologische und ethnologische Fragen: Welche Bedeutung hat das ›Zigeuner‹-Motiv für die musikalische und erzählerische Gestaltung der Oper? Wie wirkten biographische Faktoren auf die Entstehung von »Manru« ein? Welche ideellen Transformationen vollzogen sich von der literarischen Vorlage zum Libretto? Warum wurde die Premiere der Oper zum Politikum? Wie diskutieren Theaterschaffende »Manru« heute?
Stefan KeymStefan Keym, geb. 1971, ist Professor für Historische Musikwissenschaft an der Universität Leipzig. 2024 wurde er in die Sächsische Akademie der Wissenschaften gewählt.
Veröffentlichung u. a.: Symphonie-Kulturtransfer. Untersuchungen zum Studienaufenthalt ...
mehrYvonne KleinmannYvonne Kleinmann, geb. 1970, ist Professorin für Osteuropäische Geschichte an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Direktorin des Aleksander-Brückner-Zentrums für Polenstudien. 2023/24 war sie mit dem Projekt »Verfassungen im Gespräch. Polens ...
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