Wallstein Verlag

Souveränität im Wandel


Frankreich und Deutschland | 14.-21. Jahrhundert

Herausgegeben von Thomas Maissen, Niels F. May und Rainer Maria Kiesow


Französischer Zentralismus und deutscher Föderalismus haben konträre historische Wurzeln. Können sie gemeinsam eine europäische Souveränität formen?


Heute dient die Verteidigung der Souveränität als nationalistischer Kampfruf gegen internationale und supranationale Ordnungen. Dagegen erklingt in Frankreich und zunehmend auch in Deutschland der Ruf nach »europäischer Souveränität«, die inhaltlich noch zu bestimmen ist. Wo liegen die ideen- und realgeschichtlichen Wurzeln der Souveränität, und wie entwickelte sie sich? Im vorliegenden Band geben Historiker:innen, Jurist:innen, Philosoph:innen und Politolog:innen mit einer historisch vergleichenden, deutsch-französischen Perspektive Antworten auf diese Frage. Trotz spätmittelalterlichen Vorformen begann das staats- und völkerrechtliche Konzept der Souveränität erst mit Jean Bodins Definition (1576), die politischen Auseinandersetzungen in und zwischen den Staaten entscheidend zu prägen. Der Zentralstaat Frankreich setzte die Souveränität zuerst des Königs, dann des Volkes modellhaft um. Im föderalistisch strukturierten Deutschland begründete sie eine Pluralität von Staaten. Die kolonialen Imperien stützten dank der Souveränität ihre Herrschaft über außereuropäische Territorien, während das Konzept in Europa das Nebeneinander von Nationalstaaten legitimierte. Das geschah selbst dann, als diese, wie BRD und DDR, im völkerrechtlichen Sinn gar nicht souverän waren.
Rainer Maria Kiesow

Rainer Maria Kiesow hat an der École des hautes études en sciences sociales (EHESS) in Paris den Lehrstuhl für »Die Ordnung des Rechts« inne. Von 2015 bis 2023 war er Direktor des Centre Georg Simmel. Recherches franco-allemandes en sciences sociales ...

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Thomas Maissen

Thomas Maissen ist seit 2004 ordentlicher Professor für Neuere Geschichte an der Universität Heidelberg und seit 2006 Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Von 2013 bis 2023 leitete er das Deutsche Historische Institut Paris, wo er einen ...

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Niels F. May

Niels F. May ist wissenschaftlicher Koordinator am Deutschen Historischen Institut Paris. Er studierte in Bonn, Perugia und Paris. Nach seiner Doktorarbeit zur Diplomatiegeschichte des 17. Jahrhunderts widmete er sich vermehrt historiographischen Themen. ...

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Open Access


Inhaltsverzeichnis

Thomas Maissen, Niels F. May, Rainer Maria Kiesow
Vorwort

Thomas Maissen
Jean Bodin und die Folgen: Zur Einführung in die deutsch-französische Erörterung der Souveränität

Bernd Schneidmüller
Imperium statt Souveränität: Das Heilige Römische Reich und seine Glieder im ausgehenden Mittelalter

Martin Kintzinger
Superioritätsvorstellungen im Spätmittelalter

Guido Braun
Die Rezeption der Souveränitätslehre im deutschen Sprachraum: Rechtslehre und -praxis

Laurent Jalabert
Diskussionen über Souveränität: Lothringen zwischen Frankreich und dem Reich

Christophe Duhamelle
Das Alte Reich und die Souveränität in der Frühen Neuzeit

Peter Schröder
Zwerge und Riesen: Souveränität und zwischenstaatliche Beziehungen in den Naturrechtslehren von Christa Wolff und Emer de Vattel

Yannick Bosc
Volkssouveränität versus Staat (1789 – 1804)

Lennart Schmidt, Guido Thiemeyer
Souveränität im Fluss: Souveränitätsdiskurse über die Rheinschifffahrt im Völkerrecht des frühen 19. Jahrhunderts

Miloš Vec
Das Theater der Souveränität: Performative Dimensionen souveränen Handelns im Völkerrecht des 19. Jahrhunderts verstehen

Alain Chatriot
Souveränität, Imperium und Imperialismus: Einige Überlegungen zum Fall Frankreich

Jakob Zollmann
"Kaufmännische" und andere Souveränitäten in Afrika?: Zur (Vor-)Geschichte von Kolonialismus, Territorium und Souveränität im deutschen Kaiserreich

Dieter Grimm
Souveränität im Verfassungsrecht des Kaiserreichs und der Weimarer Republik

Jasper Heinzen
Souveränität und das monarchische Prinzip im Zeitalter des Deutschen Bundes

Benoit Vaillot
Ein globalgeschichtlicher Essay zur Lufthoheit

Jonathan Voges
Völkerbundsouveränität vs. Staatssouveränität?: Der Völkerbund und die Souveränitätsfrage in den 1920er und 1930er Jahren

Péter Techet
Warum wir den Begriff der Souveränität (nicht) brauchen: Die Kontroverse um Recht und Politik bei Carl Schmitt und Hans Kelsen

Ines Soldwisch
Eigenstaatlichkeit ohne Souveränität?: Das Souveränitätsnarrativ in der Außenpolitik der DDR zwischen Abhängigkeit, Legitimationsdruck und Systemkonkurrenz

Dieter Gosewinkel
Staat ohne Souveränität: Die Bundesrepublik Deutschland

Bertrand Badie
Das Konzept der Souveränität bei Charles de Gaulle und in der Fünften Republik: Eine internationale Neupositionierung

Christoph Möllers
Der deutsche Traum von der französischen Souveränität: Abhängige Verfassungsgebung in der neueren deutschen Geschichte

Salih Isik Bora, Christian Lequesne
Europäische Souveränität als Rettung für die nationale Souveränität Frankreichs: Die Geschichte einer diskursiven Referenz

Gisela Müller-Brandeck-Bocquet
Europäische Souveränität: Zauberwort oder belastbares Leitbild für die Europäische Union? Die deutsche Sicht

Francis Cheneval
Kleine Philosophie der Souveränität

Céline Spector
Souveränität auf dem europäischen Prüfstand

Rainer Maria Kiesow
Galizische Souveränität

Thomas Merge
Souveränität als Zielbegriff: Abschließende Überlegungen



Funktionen des Humanismus

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