Vor dem Zweiten Weltkrieg war Polen die Heimat von 3,3 Millionen Jüdinnen und Juden. Warschau war das kulturelle, religiöse und politische Zentrum dieser diversen Gemeinschaft. Ein Jahr nach Beginn des deutschen Angriffskrieges zwangen die Nazis die jüdische Bevölkerung in einen abgeriegelten Teil der Stadt. Der Historiker Emanuel Ringelblum regte daraufhin ein beispielloses Projekt an: eine im Geheimen arbeitende Gruppe, die unter dem Decknamen Oneg Schabbat (Freude des Schabbat) den Alltag des Ghettos dokumentierte. Abgeschnitten von der Welt sammelte und produzierte sie eine Fülle an Material. Mit Beginn des systematischen Mordes an den polnischen Jüdinnen und Juden wurden sie unwillentlich zu Chronist:innen der Shoah, die sie selbst mit wenigen Ausnahmen nicht überlebten. Nach dem Krieg konnte ein Großteil des in Blechkisten und Milchkannen vergrabenen Archivs unter den Ruinen des Ghettos wiedergefunden werden. Mit seinen rund 35.000 erhaltenen Seiten zählt es heute zum UNESCO Weltkulturerbe.
Der Band erscheint anlässlich der gleichnamigen Ausstellung, die das NS-Dokumentationszentrum München in Kooperation mit dem Jüdischen Historischen Institut Warschau im Juni 2023 eröffnet.
Ulla-Britta VollhardtUlla-Britta Vollhardt, Studium der Geschichte und Germanistik in München; Promotion an der Ludwig-Maximilians-Universität München; seit 2010 wissenschaftliche Mitarbeiterin und Kuratorin am NS-Dokumentationszentrum München
mehrMirjam ZadoffMirjam Zadoff ist Direktorin des NS Dokumentationszentrums München, Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und Lehrbeauftragte an der Technischen Universität München und der Ludwig-Maximilians-Universität München. Bis 2019 war sie Inhaberin ...
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