Wallstein Verlag

Ausnahmezustand


Krisen und Konflikte aus dem Archiv

Herausgegeben von Tanja Gausterer, Arnhilt Inguglia-Höfle, Susanne Rettenwander und Kyra Waldner

Reihe: Sichtungen. Archiv ∙ Bibliothek ∙ Kulturwissenschaft; Bd. 20./21. Jahrgang


Was ist (k)eine Krise? Der neue Band der »Sichtungen« beleuchtet unterschiedliche Aspekte von Krise und Konflikt anhand von Archivquellen aus dem schriftstellerischen und künstlerischen Kontext.


»Ich habe keine ›Krisen‹ und schon gar keine Schreibkrise«, schrieb Ingeborg Bachmann an ihren Therapeuten in den 1960er-Jahren. Was aber ist (k)eine Krise? Pandemien, politische Konfliktherde und wirtschaftliche Turbulenzen sind Beispiele für große, weltumfassende Umwälzungen, die uns nicht nur im 21. Jahrhundert konstant begleiten.
Dieser Band der Reihe »Sichtungen« des Literaturarchivs der Österreichischen Nationalbibliothek und der Wienbibliothek im Rathaus bildet unterschiedliche Aspekte zum Themenkomplex Krise und Konflikt anhand von archivalischen Materialien ab. Dazu gehören Auseinandersetzungen zu individuellen und kollektiven Erfahrungen von Angst, Verlust und Verdrängung, institutionelle Verwerfungen wie auch Strategien zur Überwindung eines ›Ausnahmezustandes‹. Die Beispiele reichen von einem Gelehrtenkonflikt im 19. Jahrhundert über eine 1928 in Wien gegründete »Lebensmüdenstelle« zur Suizidprävention bis zu (Schreib-)Krisen bei Hermann Hesse, Werner Kofler und Brigitte Schwaiger. Strategien der Bewältigung finden sich etwa bei Elise Richter und Adolf Holl. Dem bislang verkannten ›Krisenkünstler‹ Karl Wiener wird in einem »Intermezzo« ein besonderer Platz eingeräumt.
In bewährter Manier setzen sich auch Schriftsteller*innen reflexiv wie kreativ mit der Thematik auseinander. Für diesen Band: Valerie Fritsch, Franz Schuh, Marlene Streeruwitz und Daniel Wisser.
Tanja Gausterer

Tanja Gausterer, geb. 1977, Literaturwissenschaftlerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin der Sammlung Handschriften, Musikalien und Nachlässe an der Wienbibliothek im Rathaus in Wien.

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Arnhilt Inguglia-Höfle

Arnhilt Inguglia-Höfle, geb. 1985, Literaturwissenschaftlerin und stellvertretende Leiterin des Literaturarchivs und Literaturmuseums der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien.

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Susanne Rettenwander

Susanne Rettenwander, geb. 1992, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Literaturarchivs der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien.

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Kyra Waldner

Kyra Waldner, geb. 1978, Romanistin und Skandinavistin, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Sammlung Handschriften, Musikalien und Nachlässe an der Wienbibliothek im Rathaus.

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Open Access


Inhalt

Tanja Gausterer, Arnhilt Inguglia-Höfle, Susanne Rettenwander, Kyra Waldner
Editorial

Valerie Fritsch
KRISE: Der schwarze Fleck

Franz Schuh
Is this the end / Beautiful friend?: Über Krieg und Krise im Oktober 2023

Marlene Streeruwitz
Krise: Auch nur ein Wallfahrtswort.

Daniel Wisser
Gelöscht

Evelyne Luef
Von Hoffnung in Zeiten der Krise: Wilhelm Börner und die Lebensmüdenstelle der Ethischen Gemeinde

Kyra Waldner
"… als läge man im kalten Wasser": Wetterbefindlichkeit im Kältewinter 1928/29 bei Elise Richter und Helene Vesque

Michael Hansel
Krise des Verdrängens: Elisabeth Reicharts Roman "Februarschatten"

Margit Gigerl
Gertrud Wilkers Blick auf ihresgleichen: Autorinnenschaft und Genderstereotype in der Schweizer Literatur

Claudia Kreuzsaler, Angelika Zdiarsky
Das Alter als Druckmittel der Wissenschaft?: Aus dem Briefwechsel Theodor Mommsens mit Josef Karabacek

Markus Ender
"… das unscheinbare Licht in der Nacht": Ludwig von Ficker und "Der Brenner" zwischen den Diktaturen

Nicole Fischer
"Was tun? Ich weiss es noch nicht": Beispielhafte Krisenkommunikation in Korrespondenzen des Literarischen Colloquiums Berlin

Roland Innerhofer
"solltet ihr einen gegen-verein gründen, so will ich darin nicht mitglied werden": Oswald Wiener und Ernst Jandl im Konflikt um die Gründung der Grazer Autorenversammlung

Claudia Dürr
"seid zerbrochen, Bleistift, zerrissen, Papier, verflucht, Tag!": Schreibszenen in Werner Koflers Prosa "Am Schreibtisch"

Helmut Neundlinger
Schreiben als Heilungsprozess: Annemarie E. Mosers Protokoll einer psychischen Krise im Spiegel ihrer Selbstdokumentation

Hermann Gätje
"… wie ein Sumpf mit Moorgasen" vs. "Z=Zerrüttung": Schreiben gegen die Krise bei Gustav Regler und Alfred Petto

Ursula Storch, Peter Stuiber
"Selbstporträt mit dem Tod": Karl Wiener – Krisenkünstler ohne Karriere

Tanja Gausterer
"Jede versäumte Stunde ist auf Ewigkeit verloren". Der drohende Verlust des Partners in Lotte Tobischs Tagebuch

Benedikt Pühretmayr
"Ich flüchte nach vorwärts, in die Offenheit": Glaubens- und Selbstzweifel in Adolf Holls Tagebuchaufzeichnungen

Stefan Maurer
"Mir geht es objektiv gesehen eigentlich sehr, sehr gut": Zum Briefwechsel zwischen Brigitte Schwaiger und Andreas Okopenko

Sophie-Marie Wollner
Konstante Krise im Exil und Nachexil: Zu einem Briefkonvolut Theodor Kramers

Anja Stix
"Das Ziel und der Sinn meines Lebens blieben unverändert": Max Zweigs doppelter Verlust der Heimat

Kerstin Putz
"Ich habe keine 'Krisen' und schon gar keine Schreibkrise": Ein Brief Ingeborg Bachmanns aus den 1960er-Jahren

Benedikt Tremp
"Endlich wieder einige Träume": Hermann Hesses Berner Krisen und die Psychoanalyse

Magnus Wieland
Im Heilstollen: Hermann Burgers Krisenschauplatz

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