Boykottaufrufe, Bioprodukte und CO2-Kompensationen: Der Konsum ist in der Gegenwart geprägt von moralischen Forderungen. Doch seit wann erscheint es uns eigentlich plausibel, politische Veränderungen über individuelle Konsumentscheidungen herbeizuführen? Benjamin Möckel untersucht erstmals systematisch und ausgehend von Westdeutschland und Großbritannien die Entstehung moralischer Konsumpraktiken im transnationalen Vergleich. Er interpretiert diese als eine neue Form der politischen Partizipation, mit der sich zugleich Prozesse der Individualisierung und Kommerzialisierung verbanden.
Im Zentrum steht die Verschränkung von modernem Massenkonsum, Moral und politischem Protest in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Am Beispiel der Menschenrechtsbewegung, der Umweltbewegung und des Fairen Handels wird untersucht, unter welchen Voraussetzungen der private Einkauf zu einem Mittel wurde, mit dem Menschen ihre politischen und moralischen Anschauungen zum Ausdruck brachten. Das Buch analysiert diese Konsumpraktiken als eine Form der Politisierung des Alltags, die neue Partizipationsmöglichkeiten eröffnete, politische Anliegen zum Teil aber auch in frei konsumierbare Produkte verwandelte.
Benjamin MöckelBenjamin Möckel, geb. 1983, ist zurzeit Vertretungsprofessor und Leiter einer Forschungsgruppe zur Demokratiegeschichte an der Universität Göttingen. Im Rahmen von Fellowships forschte Benjamin Möckel u.a. am University College London und an der University ...
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