Wallstein Verlag

Diplomatie als kollektive Praxis


Botschaftssekretäre und diplomatischer Alltag im frühneuzeitlichen Istanbul

Reihe: Frühneuzeit-Forschungen; Bd. 29


Diplomatie war eine kollektive Praxis: Florian Kühnel plädiert für ein neues Verständnis frühneuzeitlicher Außenbeziehungen.


Diplomatie – das sind Verhandlungen zwischen Gesandten, Herrschern und Ministern über Krieg und Frieden, so die gängige Sichtweise. In seinem Buch zeigt Florian Kühnel jedoch, dass Diplomatie in der Frühen Neuzeit weit mehr war als das: Sie war keine individuelle Leistung einzelner »großer Männer«, sondern eine »kollektive Praxis«, an der verschiedene – männliche und weibliche – Akteure teilhatten und die sehr viel mehr umfasste als Verhandlungen allein.
Um ein solches erweitertes Verständnis von Diplomatie in der Anwendung zu erproben, nimmt Kühnel vor allem die englische (bzw. britische), aber auch die venezianische, französische und niederländische Botschaft im frühneuzeitlichen Istanbul in den Blick. In akteurszentrierter und praxeologischer Perspektive bezieht er dabei neben Botschaftern auch deren Bedienstete, Familienmitglieder und Freunde sowie lokal angeworbene Personen wie Übersetzer oder Kalligraphen mit ein. Zudem richtet er den Fokus auf den diplomatischen Alltag, etwa die Administration der Botschaft, die Kommunikation mit dem Sultanshof und den anderen Botschaften oder die Praktiken der Spionage. Die Studie bietet damit nicht nur einen wertvollen Beitrag zur Theorie der Diplomatiegeschichte, sondern auch einen grundlegenden Einblick in die konkrete Praxis interkultureller diplomatischer Beziehungen.
Florian Kühnel

Florian Kühnel studierte Historische Anthropologie in Freiburg i. Br. und promovierte in Neuerer und Neuester Geschichte in Münster im Graduiertenkolleg des Exzellenzclusters »Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moderne«. Zwischen ...

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