Andrea Simmen gehörte »zu den markantesten Stimmen einer neuen Generation schreibender Frauen« in der Schweiz seit den 1990er-Jahren, schrieb Beatrice von Matt in ihrem Nachruf auf die früh verstorbene Autorin am 27. Juli 2005 in der Neuen Zürcher Zeitung. Simmen teilte mit Schriftstellerinnen ihrer Generation, etwa mit Ruth Schweikert, »den unzimperlichen Blick, den Sinn fürs Paradox, vor allem Immunität gegen Ideologien aller Art, auch die feministische«, so von Matt. Wichtig sei es für Andrea Simmen gewesen, eine »Sprache ›in Varianten des Lachens‹« zu entfalten, und dies zeigt sich in diesem Debütband, der zuerst 1991 erschienen ist.
Tragikomische Geschichten, wie die des neunfingrigen Fernsehansagers Andreas Gaspazzo, der Opfer des Doppelpunkts geworden ist, durchziehen diesen Band. Meist sind es einzelne Stichworte, die Anlass dazu sind, dass die Erzählungen ihren geraden Weg verlassen und ins Arabeske abgleiten, etwa wenn in »Großmütter« das Kindermärchen zum enthemmenden Spektakel wird. Die Schweiz und ihre männliche Erzähltradition ist immer wieder Thema. Simmen nimmt diese aufs Korn und schafft mit ihrer Beschreibungsgenauigkeit und ihrer vitalen Sprache eine eigene, eigenständige neue Erzählweise.
Stefanie LeuenbergerStefanie Leuenberger, geb. 1972, ist Privatdozentin für Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der ETH Zürich. Nach dem Studium an der Universität Bern und der FU Berlin war sie Assistentin an der ...
mehrRuth SchweikertRuth Schweiker (1964-2023) war eine von der Literaturkritik hoch gelobte Schweizer Autorin von Romanen, Erzählungen und einer Reportage ihrer Krebserkrankung (»Tage wie Hunde«, 2019).
mehrAndrea SimmenAndrea Simmen wurde 1960 in Zürich geboren und starb 2005 in Flaach im Kanton Zürich. Sie arbeitete als Köchin, Dekorateurin und Gärtnerin und begann begleitend dazu zu schreiben.
Von Simmen erschienen die folgenden Bücher: »Der eingeschneite Hund. Roman« ...
mehr