Siegfried Aufhäuser gilt als prominentester Vertreter der freigewerkschaftlichen Angestelltenbewegung. An einschneidenden politischen Ereignissen der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts war er unmittelbar, häufig an exponierter Stelle, beteiligt. Etwa bei der Revolution 1918/19, als sich unter seiner Regie eine Zentrale der Angestelltenräte konstituierte, oder beim Aufruf zum Generalstreik gegen den Kapp-Putsch. Auch an den Debatten zu möglichen Abwehrmaßnahmen beim sogenannten Preußenschlag und bei der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler beteiligte er sich als Reichstagsabgeordneter und führender Gewerkschaftsvertreter leidenschaftlich.
Im Mai 1933 sah sich Siegfried Aufhäuser zur Flucht aus dem Deutschen Reich gezwungen. Über die Exilstationen Paris, Prag, London und New York kehrte er 1951 nach West-Berlin zurück. Seine Perspektive als linker Sozialdemokrat, als politischer Exilant und als jüdischer Remigrant zeugt von den vielfältigen Entwicklungslinien der deutschen Demokratie und der jüdischen Geschichte der Arbeiter:innenbewegung. Christian Zech zeichnet das politische Leben Siegfried Aufhäusers in seinen verschiedenen Facetten nach und eröffnet damit neue Blickwinkel auf die gewerkschaftliche Organisierung der Angestellten, die Geschichte der Sozialdemokratie und auf Ansätze zur Demokratisierung der Wirtschaft.
Christian ZechChristian Zech, geb. 1983, studierte Politik, Geschichte und Kommunikationswissenschaften an den Universitäten Mannheim und Hamburg. Er promovierte am Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin. Veröffentlichungen u. a. zu ...
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