Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verfasste der Petersburger Künstler Vladimir Markov die ersten russischsprachigen Schriften zu afrikanischer, ozeanischer und nordasiatischer Kunst. Dieses Buch verfolgt die Spuren der in diesen Schriften abgebildeten Objekte aus ihren Herkunftskontexten an der Westküste Afrikas, den Ufern des Amur und der Insel Rapa Nui im Südostpazifik bis nach Petersburg. Was hatten diese Objekte gemein und was sahen die Petersburger Künstler in ihnen? Mit dem methodischen Werkzeug von Latours Akteur-Netzwerk-Theorie untersucht Johanna Hügel, wie die Objekte durch ihre wechselnden Kontexte in der Ethnographie, im Museum und in der Kunst mit jeweils neuen Bedeutungen belegt werden.
Diese wissensgeschichtlichen Verknüpfungen und Verflechtungen erhalten ihre eigentliche Bedeutsamkeit erst vor dem Hintergrund aktueller kulturtheoretischer Debatten über die Definition der Moderne: Die Faszination für die Objekte besteht darin, dass sie etwas verkörpern, was es in der Moderne eigentlich nicht mehr geben darf: die Lebendigkeit der Dinge. Vor diesem Hintergrund entfalten sich neue Perspektiven auf die Aufarbeitung kolonialer Wissens- und Objektbestände und der Frage nach deren Restitution.
Johanna HügelJohanna Hügel, geb. 1992, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Wissenschaftsgeschichte der Universität Erfurt. Nach Studium und längeren Forschungsaufenthalten in Tübingen, Moskau, Freiburg, Tbilissi, Mainz und Ljubljana wurde sie mit ...
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