Rettungsaktion.
Das nahezu unbekannte Außenlager des KZ Neuengamme in Watenstedt (Salzgitter) wurde im Mai 1944 eingerichtet. In riesigen Werkshallen der Stahlwerke Braunschweig (Reichswerke Hermann Göring) mussten männliche und weibliche Häftlinge Hülsen für schwere Bomben und Granaten herstellen. Weitgehend unbemerkt blieben bislang die Teilauflösung des Außenlagers Ende 1944 und seine Umwandlung in ein Trümmerbeseitigungs- und Krankenlager. In der Folge stieg die Zahl der Todesfälle exponentiell an. Um im überfüllten KZ Neuengamme für die Sammlung skandinavischer Gefangener Platz zu schaffen, nötigte die SS das Schwedische Rote Kreuz Ende März 1945, 1.370 Schwerkranke mit den Weißen Bussen nach Watenstedt zu bringen. Beiden Geschichten geht Bernhard Strebel erstmals systematisch nach und fragt dabei nach den Ausprägungen struktureller und körperlicher Gewalt. Ebenfalls thematisiert werden die Krankentransporte aus den Außenlagern und die Etablierung von Schonungsblöcken für arbeitsunfähige Häftlinge in Neuengamme. Bei der Aktion Weiße Busse stellt der Autor die unverändert aktuelle Frage nach den Möglichkeiten und Implikationen von Hilfsbemühungen in totalitären Regimen. Seine Studie hinterfragt gängige Narrative und korrigiert sie nach eingehender Quellenkritik zum Teil grundlegend.
Bernhard StrebelBernhard Strebel, geb. 1962, studierte Geschichte und Literaturwissenschaften an der Universität Hannover und promovierte 2001 mit einer Arbeit über das KZ Ravensbrück. Er ist ist freischaffender Historiker und Publizist, zuletzt im Auftrag der Hamburger ...
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