An einem Septemberabend der 30er Jahre treffen auf dem Bahnhof in Riga zwei junge Männer ein, der eine, Eizens Zibeika, kehrt aus Paris zurück, dort hat sich vor allem zum Genußmenschen ausbilden lassen, hier will er eine Erbschaft antreten. Der andere, Juris Upenajs, Kunsthochschulabsolvent, kommt aus der Provinz, und Riga zu erobern ist für den schüchternen Maler ein verwegener Traum, an dem er tapfer aus Begabung festhält. Besagte Erbschaft aber wird für beider Leben Unerwartetes bedeuten. Anslavs Eglitis’ Bohème-Roman Homo Novus ist so ganz anders als die westlichen Vertreter des Genres. In der Hauptstadt des neuen, unabhängigen Lettland ist das Künstlersein nichts weniger als schwarzromantisch, morbide und schwindsüchtig, Künstler sind keine Randexistenzen, sondern entfalten sich mitten im Leben, und ihr Ringen um Anerkennung ist wild, kraftvoll und von deftiger Fröhlichkeit. Juris Upenajs bestaunt und besteht die Fallstricke der Pariser Trabantenmetropole Riga, zwischen neidischen Bohemiens, bürgerlichem Wohlwollen und nicht zuletzt den schönen Frauen – bis zum großen Showdown, einem heißumkämpften Kunstwettbewerb.
Der Orpheus Genannte strich mit seinen dicken Wurstfingern über Upenajs‘ Kopf und sprach: 'O Lamm, das im Begriff ist, sich selbst auf dem Altar der Kunst zu opfern, bedenke beizeiten, was du vorhast! Die Musen sind entsetzliche Frauen. Sie erschlagen einen nicht auf einmal, sondern ziehen Ader um Ader heraus und häuten einen, Streifen um Streifen. Aber wenn du nun überhaupt nicht hören willst und wie eine besoffene Kakerlake in die Pfanne springst, dann merk auf und vergiß nicht, daß dich Orpheus Faustus persönlich deinem Martyrium geweiht hat!'