Hisashi Tôhara ist achtzehn Jahre alt, als er das tragische Ereignis miterleben muss. An einem Sommertag verlässt er bei stahlblauem Himmel das Haus. Er befindet sich am Bahnhof, und in einem Augenblick erhellt sich die ganze Umgebung, sodass er geblendet wird. Zur gleichen Zeit kommt ein dumpfes Grollen aus der Erde, sein Nacken brennt unter starken Schmerzen. Wahrscheinlich sind es nur ein paar Sekunden, aber es erscheint ihm wie eine Ewigkeit. Kurz darauf ist es plötzlich dunkel – alles ist von einer Wolke überzogen und von schwarzem Rauch erfüllt. Von den Straßen Hiroshimas ist nichts mehr übrig.
Ein Jahr später schreibt er in einem Notizbuch auf, wie er diese Katastrophe erlebt hat – dann schweigt er. Mieko Tôhara, seine Frau, entdeckt das Heft viel später, drei Jahre nach Hisashis Tod. Sie ist erschüttert und veröffentlicht in Tokio fünfzig Exemplare dieser Erzählung im Selbstverlag, um sie ihren Freunden zu schenken. Darüber gelangt der Text an einen französischen Verlag, der ihn 2012 veröffentlicht. Tôharas Beschreibung dieses schicksalhaften Tages ist so eindrücklich, dass sie unbedingt auch in einer deutschsprachigen Ausgabe zugänglich sein muss. Sie erscheint in Erinnerung an das schreckliche Ereignis des Atombombenabwurfs auf Hiroshima, das sich 2025 zum 80. Mal jährt.
Daniel JurjewDaniel Jurjew, geboren 1988 in Leningrad, übersetzte Texte von u. a. Igor Bulatovsky, Jelena Schwarz, Wsewolod Petrow und Oleg Jurjew. Er lebt in Frankfurt a. M. und Trier.
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