Das Buch von Thomas Keller stellt erstmals in deutscher Sprache die komplexe Geschichte des französischen Nonkonformismus vor und rekonstruiert die Gemengelage nach dem Scheitern der Volksfront, während der deutschen Besatzung und vor dem Beginn des Wirtschaftswunders. Die verschiedenen Gruppierungen verfolgen dabei sehr unterschiedliche Visionen. Das Collège socratique um Georges Bataille übersetzt etwa Elemente der christlichen Mystik in den Alltag und zielt auf intensive Erfahrungen des Außersichseins. Der ökumenische Moré-Kreis hingegen, der personalistische Impulse weiterführt, ist von der Identifikation mit dem leidenden Opfer Christi angetrieben. Die Leute der Gascogne, insbesondere Bernard Charbonneau und Jacques Ellul, warnen umgekehrt vor den Sakralisierungen von Staat und Technik. Die Ökologen der ersten Stunde werden von der Frage umgetrieben, ob die anthropologische Ausstattung überhaupt eine rettende Wende zulässt. Und schließlich entwickelt Henry Corbin, einer der Hauptakteure der Eranos-Tagungen, eine differentielle und responsive Anthropologie, die Bilderwelten des Sufismus mit neueren Theorien der Affektivität verbindet.
Thomas Keller entwirrt die verschlungenen Positionen dieser Gruppierungen und legt so eine vergessene, grenzüberschreitende Spur der philosophischen Anthropologie frei.
Thomas KellerThomas Keller ist Professor emeritus an der Université Aix-Marseille. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich deutsch-französischer Lebensläufe, Kulturtransfers, geteilte Gedächtnisorte, Mittler, Ethnologie und Anthropologie, Dritte Wege und Nonkonformismus, ...
mehr