Der Satz, daß Wissenschaft im Gespräch entsteht, geht auf Werner Heisenberg zurück. Heisenberg hat ihn so präzisiert: »Naturwissenschaft beruht auf Experimenten, sie gelangt zu ihren Ergebnissen durch die Gespräche der in ihr Tätigen, die miteinander über die Deutung der Experimente beraten.«1 Entsprechendes gilt für alle Zweige der Wissenschaft.
Diesem Gespräch haben sich in besonderer Weise die Akademien der Wissenschaften verschrieben. Darin mehr als in allem anderen, was sie sonst noch tun, liegt ihr Sinn und ihre Notwendigkeit, gerade heute. Gerade heute aber sind sie, übrigens nicht zum ersten Mal, Zweifeln und Angriffen ausgesetzt, die oft auf schlichter Unkenntnis beruhen. Solcher Unkenntnis abzuhelfen, ist damit verstärkt ihre Pflicht.
Das hier vorgelegte kleine Buch bietet eine Momentaufnahme aus dem Leben einer der deutschen Akademien der Wissenschaften. Allerdings handelt es sich um einen besonderen Moment, nämlich die Feier ihres 250jährigen Bestehens, die ihrer alljährlichen öffentlichen Wintersitzung am 17. November 2001 das Gepräge gab. Indem Gastredner von hoher Verantwortung sich nicht mit einfachen Glückwünschen begnügten, sondern ihre Gedanken über diese Akademie und die Akademien überhaupt vortrugen, leisteten sie einen Beitrag zur gegenwärtigen Diskussion, der über den Tag hinaus Gehör verdient. Um auch einen Eindruck vom Stil einer solchen Sitzung zu geben, wird im Folgenden deren gesamter Verlauf dokumentiert.
Den Anhang bildet eine Artikelserie über eine Reihe von Unternehmen der Akademie, die aus Anlaß des Jubiläums im »Göttinger Tageblatt« erschien. Es handelt sich dabei nicht um offizielle Äußerungen der Akademie, sondern um journalistische Texte, die Außenstehenden von einer wichtigen Dimension der in der Akademie geleisteten Arbeit eine Vorstellung geben sollten. Natürlich konnten längst nicht alle Unternehmen berücksichtigt werden. Daß die Naturwissenschaften fehlen, darf nicht zu dem Schluß verleiten, diese spielten in der Akademie eine untergeordnete Rolle. In der öffentlichen Sitzung am 17. November waren unter den Preisträgern nur sie vertreten, und der letzte Satz des Vortrages von Albrecht Schöne fand ein ungewöhnlich starkes Echo.
Daß diese Publikation zustande kommen konnte, verdankt die Akademie einem namhaften Zuschuß der Niedersächsischen Klosterkammer in Hannover, die auch andere Arbeiten aus Anlaß des Jubiläums ermöglicht hat. Ihrer Präsidentin, Frau Professor Dr. Martha Jansen, sei dafür herzlich gedankt.
Rudolf Smend
1 So im Vorwort seines Buches »Der Teil und das Ganze« (zuerst 1969).
Inhalt:
Vorwort
Die öffentliche Sitzung am 17. November 2001
Rudolf Smend: Begrüßung
Horst Kern: Wissenschaft in Universität und Akademie
Sigmar Gabriel: Das Land und seine Akademie
Clemens Zintzen: Die Gemeinschaft der Akademien
Shaul Skaked: A Model to Academies all over the World
Johannes Rau: Vom Eigensinn der Wissenschaft
Rudolf Smend: Tätigkeitsbericht und Preisverleihung
Albrecht Schöne: Schillers Schädel
Abbildungen
Anhang
Rudolf SmendRudolf Smend, geb. 1932, ist Professor für Alttestamentliche Wissenschaften in Göttingen und Präsident der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen.
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