Mme de Staël und die Romantik sind untrennbar miteinander verbunden, und beide verdienen die Charakterisierung »international«. Die gegebene Internationalität der Romantik und die Ausbreitung einer dafür begrifflich notwendigen Idee von Nationalität, wie sie für die Literaturwissenschaft so wichtig geworden ist, hängen aufs engste mit Mme de Staëls Wirken zusammen; sehr früh hat sie sowohl eine Nationalität als auch eine Internationalität der Literatur nicht nur gesehen, sondern auch gefordert und gefördert. Die Romantik wiederum kann zwar nicht in dem Sinn als international bezeichnet werden, daß die romantisch zu nennende Literatur in verschiedenen Ländern von gleicher Art wäre. Doch zumindest ist sie insofern international, als etwa in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und stets unter der Bezeichnung Romantik in zahlreichen Ländern ein neues literarisches Selbstverständnis artikuliert wird. Dieses Phänomen der ungefähren Gleichzeitigkeit und der gleichen Benennung einer literarischen Strömung in verschiedenen Literaturen ist literaturgeschichtlich ohne Vorläufer und stellt das Ergebnis ebenjener internationalen Vernetzung dar, in deren Zentrum Mme de Staël stand.
Mit Beiträgen von Axel Blaeschke, Maria Manuela Gouveia Delille, Ulrike Jekutsch, Kurt Mueller-Vollmer, Horst Nitschak, Julia von Rosen, Udo Schöning und Brigitte Schultze.
Udo SchöningUdo Schöning, geb. 1950, studierte Romanistik, Sozialwissenschaften und Geschichte in Göttingen und Hamburg. Er lehrt an der Universität Göttingen Romanische Philologie und ist wissenschaftlicher Koordinator des SFB »Internationalität nationaler Literaturen«. ...
mehrFrank SeemannFrank Seemann, geb. 1960, studierte Romanische Philologie und Geschichte. Er ist Mitherausgeber des Bandes »Madame de Stael und die Internationalität der europäischen Romantik«.
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