Untersuchungen zum Verhältnis von germanistischer Literaturwissenschaft und Linguistik und Dokumentation eines neu belebten Dialogs.
Die klassische Dreiteilung des Faches Germanistik - ältere Sprachgeschichte, ältere Literatur und neuere Literatur, ungleich verteilt auf Mediävistik und Neugermanistik - geriet Anfang der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts in die Gravitation eines neuen szientifischen Wissenschaftsverständnisses. »Der frische Westwind, welcher den Strukturalismus aus Frankreich und die Transformationsgrammatik aus Amerika in die deutschen Hochschulen blies, taute den letzten Rauhreif der Nordistik auf und wehte den Weihrauch der Klassik hinweg« (Andreas Rosenfelder, FAZ). Die Vergangenheitspolitik um 1960, Schnittmengen der Disziplinen der Literaturwissenschaft und Linguistik in Methode, Theorie und Epistemologie, gemeinsame Gegenstände und die Forderung nach geteilter öffentlicher Verantwortung werden von zwanzig Linguisten und Literaturwissenschaftlern, im Vergleich auch mit Frankreich, Italien und England, analysiert.
Inhalt:
Ulrike Haß und Christoph König: Einleitung
Übergänge:
Ulrich Wyss: Entphilologisierung. Aderlaß in der Mediävistik und Neubegründung durch den Auszug der Liguisten
Joachim Gessinger: Linguistik und Studentenbewegung
Erika Hültenschmidt: Zur Geschichte der disziplnären Differenzierungen von Sprach- und Textstudien am Beispiel von F.A. Wolf und G. Gröber
Institutionen:
Eva Neuland: Die Rolle der Linguistik im Rahmen der Professionalisierung der Lehrerausbildung
Achim Geisenhanslüke und Oliver Müller: Linguistik als Gegendiskurs? Die Siegener »Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik«
Gerd Antos: Wissenschaftliche Autonomie und transdisziplinäre Offenheit. Germanistik und Angewandte Linguistik als Nachbarn
Christopher Wells: Die Linguistik und die Literaturwissenschaft an englischen Universitäten in und seit den sechziger Jahren
Harro Stammerjohann: Literaturwissenschaft und Linguistik von 1960 bis heute: Italien
Methoden:
Francois Rastier: Hermeneutik und Linguistik: Die Überwindung des Mißverständnisses
Christoph König: Gedanken über die Ethik einer materialen Hermeneutik
Klaus-Michael Bogdal: Diskursanalyse, literaturwissenschaftlich
Dietrich Busse: Diskursanalyse in der Sprachgermanistik - Versuch einer Zwischenbilanz und Ortsbestimmung
Jürgen Link: Zum Anteil der Diskursanalyse an der Öffnung der Werke: Das Beispeiel der Kollektivsymbolik
Nikolaus Wegmann: Im Streit zur Literatur? Zum proprietären Gegenstandsverständnis der Literaturwissenschaft
Gemeinsamkeiten:
Wilfried Barner: Rhetorik
Ulla Fix: Wer liebt eigentlich die Stilistik? Die Stellung der Stilistik zwischen und neben germanistischer Sprach- und Literaturwissenschaft
Hans-Harald Müller: Stil-Übungen. Wissenschaftshistorische Anmerkungen zu einem (vor-)wissenschaftlichen Problem
Ernest W.B. Hess-Lüttich und Gesiner Lenore Schiewer: LiLi (CH): Linguistik und Literaturwissenschaft in der Schweiz
Ulrike Haß: Sprachmodell und Literatur in der Sprachwissenschaft der 70er und 80er Jahre
Andreas Gardt: Sprachwissenschaft als Kulturwissenschaft
Link:
Arbeitsstelle für die Erforschung der Geschichte der Germanistik im
Deutschen Literaturarchiv MarbachUlrike HaßUlrike Haß ist seit 2000 Professorin für Germanistische Linguistik an der Universität Mannheim, zugleich Leiterin der Abteilung Lexik des Instituts für Deutsche Sprache, Mannheim (Leibnizgemeinschaft).
mehrChristoph KönigChristoph König, geb. 1956, Professor für deutsche Literatur an der Universität Osnabrück, 2008 /9 Fellow im Wissenschaftskolleg zu Berlin, 2011 /12 Fellow im Forscherkolleg »Fate, Freedom and Prognostication« der Universität Erlangen-Nürnberg, 2019 Professeur ...
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