Heinrich Detering erhält den Günter Kunert Literaturpreis für Lyrik 2025
Der Preis wird ausgelobt von der Kulturstiftung Itzehoe und ist mit 10.000€ dotiert. Wir gratulieren herzlich!
Am 4. November 2024 hat die Jury zur Auslobung des Günter Kunert Literaturpreises für Lyrik getagt und den Preis Herrn Heinrich Detering zuerkannt.
Auszug aus der Begründung der Jury:
»Heinrich Detering, Jahrgang 1959, gehört seit dem Erscheinen seines ersten Lyrikbandes 2004 unbestreitbar zu den höchst geschätzten zeitgenössischen Lyrikern, dessen Gedichte teilweise bereits zu ›Klassikern‹ geworden sind.
Seine profunde, als Wissenschaftler erworbene Kenntnis ist Grundlage für die intensive Wahrnehmung des besonderen Augenblicks.
In seinem neuesten Gedichtband ›An der Nachtwand‹, der ausschlaggebend für die Zuerkennung des Preises 2025 war, sind Detering Meisterstücke gelungen. Es ist der bisher dunkelste Band in seinem OEuvre. Aber seine Verse sind, bei aller Melancholie, federleicht, bisweilen auch humorvoll, haben Sprach-, Spielwitz und emphatische Ironie, und wahren dennoch reflektorische Distanz. Seine Texte, nachdenklich und nie modisch, zielen stets aufs Neue auf den Moment, in dem Innen und Außen glückhaft oder auch erschütternd, immer jedoch Erkenntnis fördernd, aufeinandertreffen, und sie sind, wie man es von einem Dichter erwarten kann, klug und gebildet. Sie haben alles, was gute Gedichte auszeichnet: Magie und Kalkül. Diese Mischung macht sie großartig.
Heinrich Deterings Gedichte haben es in besonderem Maße verdient, dass ihr Schöpfer nach jahrelanger, steter Präsenz und nie nachlassender Qualität mit dem Günter Kunert Literaturpreis für Lyrik 2025 geehrt wird.
Seine lyrischen Texte haben eine Transparenz, die die tiefere Wahrheit zu erkennen erst ermöglicht. Sie loten räumliche und zeitliche Distanzen aus, lassen das lyrische Ich in dem Anderen, Vergangenen sich selbst begegnen, manches Mal beglückend, erheiternd, manches Mal nicht ohne die gefühlte Bedrückung durch Angst oder Einsamkeit oder Sorge.
Seine Gedichte, so der Büchner-Preisträger Jan Wagner, sind Gedichte, die zum Zuhören zwingen. Sie stehen dabei der Erde weitaus näher als dem Himmel, was dem Metaphysischen, das hier und da anklingt, umso zwangloser Eintritt gewährt.
Das Wissen um das Wie darf man von einem Literaturprofessor erwarten, aber es macht noch keinen Dichter. Bei Heinrich Detering stehen wissenschaftliches und poetisches Können in keiner festen Relation zu einander.
Und sicher werden bald auch aus dem aktuellen Gedichtband einige Gedichte als Klassiker bezeichnet werden, die solchen wie ›Wrist‹ und ›Kilchberg‹ in nichts nachstehen.«