Philippe Jaccottets Gedichtband »Gedanken unter den Wolken« ist unter den Lyrik-Empfehlungen 2019. Die Liste wird am 21. März zum Welttag der Poesie in mehr als 100 Buchhandlungen und Bibliotheken präsentiert.
Joachim Sartorius schreibt: »Jaccottet setzt auf die vergängliche Lebendigkeit der Welt. Er feiert nicht ›die Natur‹, er lebt mit ihr, mit den Bäumen und Steinen, mit uns. Das macht seine Größe aus.«
Lesen Sie seine ganze Begründung hier:
»Die Dichtung von Philippe Jaccottet begleitet mich nun seit fast vier Jahrzehnten. Friedhelm Kemp stellte 1985 als erster eine repräsentative Auswahl in deutscher Übertragung vor. Auch wenn Jaccottets Stimme, so Kemp, »keine laute, fordernde oder verkündende ist, so gewinnt sie doch aus ›unbefleckter Willigkeit‹ eine Festigkeit ohnegleichen: je zarter, desto zäher gleichsam«. Ich hatte die Gedichte mit Anteilnahme gelesen. Nach und nach stellte sich bei mir eine mittlere Begeisterungstemperatur ein, der coup de foudre blieb aber aus.
Das hat sich mit dem Langgedicht »Gedanken unter den Wolken« schlagartig geändert. Angesichts dieses Zyklus wurde mir klar, dass Jaccottets Aufrichtigkeit keine brave war, dass der sanfte Furor seiner Beobachtungsgabe sich eng mit dem Wissen um menschliche Begrenztheiten verbindet, dass dieser Dichter wie kaum ein anderer das Nicht-mehr-Begreifbare zu nennen weiß, ohne in Verzweiflung zu fallen: »Wir, Stotterer mit gebrochener Stimme, / verweht wie Stroh beim leisesten Hauch.« Jaccottet setzt auf die vergängliche Lebendigkeit der Welt. Er feiert nicht ›die Natur‹, er lebt mit ihr, mit den Bäumen und Steinen, mit uns. Das macht seine Größe aus.«
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