Wallstein Verlag

Pressemeldung: Wallstein übernimmt Weidle

Das Programm des Bonner Weidle Verlags wird künftig als Imprint des Wallstein Verlags von Göttingen aus fortgeführt. Wallstein-Verleger Thedel v. Wallmoden zur Bedeutung der Übernahme: »Es gibt keinen anderen unabhängigen Verlag, dessen Programm und Rechteportfolio eine so schöne und organische Ergänzung des Wallstein-Programms bedeutet, wie es mit der Übernahme des Weidle Verlags geschieht. Das deutsch-jüdische Exil mit Autoren wie Hermann Borchardt, Carl Zuckmayers Freund Albrecht Joseph oder dem Fotografen Eric Schaal ist bei Weidle in vielen Publikationen vertreten. Hinzu kommen Bücher zur Geschichte des Kurt Wolff Verlags, dessen Tradition sich der Wallstein Verlag ebenfalls verpflichtet fühlt und vieles mehr.
Außerdem ist die jahrzehntelange Freundschaft zwischen den Verlegern eine Vertrauensbasis für die Fortführung des Lebenswerks von Barbara und Stefan Weidle.«



Der Bonner Weidle Verlag geht unter seinem bisherigen Namen zum 1.1.2024 an den Wallstein Verlag in Göttingen über.
Der 1994 gegründete Weidle Verlag hat sich mit der Publikation von Literatur der 1920er Jahre und autobiographischen Texten zum deutsch-jüdischen Exil in England und den USA einen Namen gemacht. Autorinnen wie Anita Lasker-Wallfisch und Zdenka Fantlova wurden hier zuerst veröffentlicht, ebenso die umfangreiche Biographie über Alma Rosé von Richard Newman und der sehr erfolgreiche autofiktionale Roman »Hintergrund für Liebe« von Helen Wolff. 
Im Feld der internationalen Gegenwartsliteratur kümmert sich der Weidle Verlag vor allem um kleinere Sprachen. So erscheinen Romane aus dem Georgischen (Aka Morchiladze), Isländischen (Petur Gunnarsson), Norwegischen (Helga Flatland), Niederländischen (Joost Zwagerman), Finnischen (Mooses Mentula) und zuletzt Albanischen (Lindita Arapi).
Ein weiteres wichtiges Anliegen ist es, die Geschichten von Krieg, Flucht und Migration in der Literatur abzubilden und diese Themen einem größeren Publikum zugänglich zu machen. So erschienen Texte aus Syrien (Niroz Malek, Mustafa Khalifa) und Togo/Kanada (Edem Awumey).
Der im Herbst 2023 veröffentlichte Roman »Die Nacht der Zeiten« von René Fülöp-Miller ist ein Buch über den Krieg an sich, das der jüdische Emigrant bereits 1955 in den USA publizierte. Das deutsche Manuskript entdeckte Stefan Weidle im Archiv des Dartmouth College.

Die Verleger Barbara und Stefan Weidle beenden ihre Tätigkeit aus Altersgründen und freuen sich, den Verlag an Thedel v. Wallmoden zu übergeben. Beide Verlage verbindet große Nähe der Programme. Der Weidle Verlag wird innerhalb des Wallstein Verlags unter seinem bisherigen Namen weitergeführt. Er steht weiterhin für feine und ausgesuchte Publikationen, die dem Buchmarkt Entdeckungen bescheren. Zum Beispiel »Die Manon Lescaut von Turdej« von Wsewolod Petrow, für die der Verlag mit dem Preis der Hotlist der unabhängigen Verlage geehrt wurde. Der Weidle Verlag wurde 2019, 2020 und 2022 mit dem Deutschen Verlagspreis ausgezeichnet.

Stefan Weidle engagierte sich viele Jahre als Vorsitzender der Kurt Wolff Stiftung für die Belange der unabhängigen Verlage und Buchhandlungen. Auf seine Initiative geht der Deutsche Buchhandlungspreis zurück. Er übersetzt aus dem Englischen und Französischen. Barbara Weidle leitete drei Jahre das Literaturhaus Bonn. Sie baute mit der Leipziger Buchmesse und der Kurt Wolff Stiftung das »Forum der Unabhängigen« auf, kuratierte Ausstellungen, u.a. zu Kurt Wolff, übersetzt aus dem Englischen und engagiert sich im Vorstand der LitProm für Literatur aus Afrika und Asien, bei den BücherFrauen und für das gendergerechte digitale Lexikon Equalpedia.


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