Von Goethe bewundert, von Wieland und Gleim väterlich gefördert, war Wilhelm Heinse (1746-1803) das Enfant terrible des Sturm und Drang: Er setzte sich in seinen Schriften für naturhafte Sinnlichkeit und leidenschaftliches Genussstreben ein und vertrat ästhetische Positionen, die seinen Zeitgenossen als zu freizügig, ja anstößig erschienen.
Die Aufzeichnungen seiner Reise nach Italien, die ihn zwischen Juni 1780 und September 1783 u.a. nach Florenz, Venedig, Rom und Neapel führte, sind - neben Goethes »Italienischer Reise« - sicher das interessanteste Italienbuch des 18. Jahrhunderts.
Seine Gemäldebeschreibungen zeigen Wilhelm Heinse - neben Johann Joachim Winckelmann und Karl Philipp Moritz - nicht nur als einen wichtigen Kunstvermittler seiner Zeit, sondern auch als Vorläufer moderner Kunstbetrachtung; Heinse förderte die Wiederentdeckung von Peter Paul Rubens, schrieb mit seinem von den Romantikern und Heinrich Heine bewunderten »Ardinghello« den ersten Künstlerroman in deutscher Sprache und setzte sich in seinem noch zu entdeckenden Spätwerk auch mit der Theorie der Musik und der Kunst des Schachspiels auseinander.
Dieser reich bebilderte Band bietet ein Resümee der gegenwärtigen Forschung zu Wilhelm Heinses Leben und Werk aus interdisziplinärer Sicht - und damit die Gelegenheit, eine der schillerndsten Figuren des 18. Jahrhunderts (wieder-) zu entdecken. Des weiteren werden in diesem Band unbekannte Illustrationen zum »Ardinghello« sowie bisher unveröffentlichte Auszüge aus Briefen Friedrich Heinrich Jacobis an Heinse abgedruckt.
Markus BernauerMarkus Bernauer, geb. 1958, forscht und lehrt Vergleichende Literaturwissenschaft und Deutsche Philologie an der TU Berlin. Er war Gastprofessor in Napoli (2001) und Forschungsstipendiat der Gerda Henkel Stiftung (2004/05). Er veröffentlicht zu den Avantgarden ...
mehrNorbert MillerNorbert Miller, geb. 1937, war 1973-2006 Professor für Vergleichende Literaturwissenschaft in Berlin. Veröffentlichungen u. a.: Piranesis römische Anfänge und seine Rezeption in England (2021); Marblemania. Kavaliersreisen und der römische Antikenhandel ...
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