In einer Zeit, in der die mündliche Überlieferung und der Minnesang schon längst als obsolet empfunden werden, Literatur ohne die Vortragsstimme des Dichters auskommen muss, befassen sich die Autoren des »Valerio«-Hefts mit der Frage nach der Wichtigkeit des gesprochenen Wortes und dessen auditiver Wahrnehmung im Vergleich zur reinen Schriftsprache.
Funktioniert Kunst nur noch über die Schrift? Kann man Literatur schaffen, ohne an den Vortrag zu denken? Wie positionieren sich in dieser Diskussion Hörbücher, Poetry Slams und Lesungen? Schritt für Schritt begeben sich die Autoren auf die Suche nach dem Zauber der Stimme in der modernen Literatur und kommen zu dem Schluss: Auch wer stumm liest, hat etwas im Ohr!
Mit Beiträgen von: Friedrich Christian Delius, Jens Malte Fischer, Felicitas Hoppe, Richard Kämmerlings, Jürgen Kaube, Brigitte Kronauer, Tobias Lehmkuhl, Reinhard Meyer-Kalkus, Lothar Müller, Gustav Seibt und Hanns Zischler
Inhalt
Jürgen Kaube: Der implizite Hörer
Hanns Zischler: Hörstücke, Sprechstücke
Lothar Müller: Die Stimme Mephistos. Ein Rückblick auf die Nasenresonanz und das Zungenspitzen-R
Jens Malte Fischer: Die kristallne Stimme des Magiers: Karl Kraus
Reinhart Meyer-Kalkus: »Diese preußische Stimme zittert nicht«. Gottfried Benn liest vor
Friedrich Christian Delius: Audens Nachtpost, 1965
Gustav Seibt: Konzertante Prosa. Anmerkungen zu Max Goldt
Richard Kämmerlings: Sing Sing. Wie die Gruppe Blumfeld die Popmusik zum Volkslied zurückbrachte
Tobias Lehmkuhl: Goodie, Booty, Party on Der Poetry Slam und seine Mythen
Felicitas Hoppe: Souffleure der Erinnerung
Brigitte Kronauer: Man muß es parat haben!
Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung Darmstadt Lothar MüllerLothar Müller, geb. 1954, Literaturkritiker und Literaturwissenschaftler, arbeitet als Redakteur im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung in Berlin.
Veröffentlichungen u.a.: Das Karl-Philipp-Moritz-ABC. Anregungen zur Sprach-, Denk- und Menschenkunde (Hg., ...
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