Er war der einzige Auschwitz-Überlebende im Deutschen Bundestag, vertrat innerhalb der CDU betont liberale Positionen und engagierte sich schon früh für eine aktive Ostpolitik der Bundesrepublik: Erik Blumenfeld (1915-1997), Landesvorsitzender der Hamburger CDU und einer der profiliertesten Außenpolitiker der Union, war ein Grenzgänger in der politischen Kultur der Bundesrepublik. Blumenfeld begrüßte ausdrücklich jene politische, gesellschaftliche und kulturelle Liberalisierung, die sich in der Bundesrepublik seit Ende der 50er Jahre Bahn brach und geriet deshalb mit Bundeskanzler Adenauer in heftige Konflikte.
Frank Bajohr porträtiert Blumenfeld als faszinierende Persönlichkeit, als Hanseaten und Weltbürger, der innerhalb der Union für eine politische und gesellschaftliche Liberalisierung eintrat und gleichzeitig das aussterbende Modell eines klassischen Elite- und Honoratioren-Politikers repräsentierte. Zugleich bildet sich in der Biographie Blumenfelds das spezifische Profil Hamburgs in der Bundesrepublik ab: als Hochburg des Internationalismus und der atlantischen Beziehungen, als Motor der Ost- und Entspannungspolitik sowie als Standort kritischer Medien.
Frank BajohrFrank Bajohr ist seit 2013 wissenschaftlicher Leiter des Zentrums für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte München, Privatdozent an der Universität Hamburg und Lehrbeauftragter an der Universität München.
Veröffentlichungen u.a.: Schreibenlassen. ...
mehr