Im vorliegenden Band wird diskutiert, wie in West- und Osteuropa in der Zeit des Kalten Krieges kodifizierte und informelle Regeln »normalen« sozialen und politischen Verhaltens im Bewusstsein der Akteure in Frage gestellt wurden. Während in Osteuropa dabei die Neujustierung staatlicher Sicherheits- und Kontrollregime im Mittelpunkt stand, führte in Westeuropa einerseits die Bedrohung durch den Terrorismus zu profunder Verunsicherung und neuen kontrollierenden Zugriffen, andererseits aber eröffnete die fortdauernde Individualisierung und Liberalisierung der persönlichen Lebensgestaltung neue Freiräume.
Karl Christian Führer: Anarchie im Rechtsstaat? Hausbesetzungen der 1980er Jahre als Ausnahmezustand des bundesdeutschen Rechtssystems
Joachim C. Häberlen: Sekunden der Freiheit. Zum Verhältnis von Gefühlen, Macht und Zeit in Ausnahmesituationen am Beispiel der Revolte 1980/81 in Berlin
Tilmann Siebeneichner: Die »Arbeiter-und-Bauern-Macht« im Ausnahmezustand. Die Kampfgruppen der Arbeiterklasse und die Implosion des SED-Regimes im Herbst 1989
Marcel Streng: Der Körper im Ausnahmezustand. Hungern als politische Praxis in Westdeutschland (1973-1985)
Jonathan Voges: Die Angst vor der Datendiktatur. Die Volkszählung in den 1980er Jahren und ihre Gegner
Cornelia RauhCornelia Rauh, geb. 1957, ist Professorin für Deutsche und Europäische Zeitgeschichte an der Universität Hannover.
Veröffentlichungen u. a.:
Bürgerlichkeit nach dem bürgerlichen Zeitalter. Leitbilder und Praxis seit 1945 (Hg. mit Gunilla Budde und Eckart ...
mehrDirk SchumannDirk Schumann ist Professor für Neuere und Neueste Geschichte in Göttingen. Er beschäftigt sich mit der deutschen und US-amerikanischen Geschichte des 20. Jahrhunderts, insbesondere der Geschichte der Weimarer Republik, der politischen Gewalt und von ...
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