Nicht nur Adel und Patrizier herrschten in der Frühen Neuzeit. In ländlichen Gebieten mit geringer Adelspräsenz lag die Gestaltung der sozialen Ordnung weitgehend in bäuerlicher Hand. Die »Herrscher« im Dorf waren reiche Bauernfamilien, die es verstanden, ihre Stellung über Jahrhunderte zu behaupten. Eine solche lokale Elite bildete die bäuerliche Oberschicht in den friesischen Marschgebieten zwischen niederländischer Grenze und Wesermündung.
Jessica Cronshagen untersucht, was die besondere Stellung der »Hausleute« im 17. und 18. Jahrhundert ausmachte: in der Heirats- und Vererbungspraxis, in der dörflichen Politik und Ökonomie sowie in der Bildung und Religion. Den Schlüssel zur Macht bot nicht zuletzt die Repräsentation: Die Selbstinszenierung schuf erst die sonst nicht institutionalisierte Gruppe, deren Eigen- und vor allem Fremdwahrnehmung den Zugang zu Heiratskreisen, Bodenmärkten und Krediten entscheidend beeinflusste. Über die niedersächsische Landesgeschichte hinaus leistet die Autorin einen wichtigen Beitrag zur Agrargeschichte sowie zur Entstehung und Entwicklung frühneuzeitlicher lokaler Hierarchien.
Jessica CronshagenJessica Cronshagen, geb. 1980 in Bremen, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Oldenburg.
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