Wie entstehen in königsfernen Regionen des Mittelalters Kooperation, Netzwerke und Spielregeln angesichts ständiger Konflikte innerhalb und zwischen den Führungsgruppen? Dieser grundsätzlichen Frage geht André R. Köller im Rahmen der Historischen Kulturwissenschaft mit kultur- und sozialgeschichtlichen sowie soziologischen und anthropologischen Methoden nach. Der Autor betrachtet vergleichend die hochadligen Geschlechter im spätmittelalterlichen »Nordwesten«: zwischen Nordseeküste, Elbe, Harz, Lippe und Ems. Seine besondere Aufmerksamkeit gilt dem Habitus der Fürsten, Grafen und Edelherren, der als »Geschlechtsräson« u. a. die Praxis der Ehe- und Familienpolitik bestimmte. Die »Erfindung« von Adel und die Entstehung von Landesherrschaft im gesamten friesischen Siedlungsgebiet erfahren eine Neubetrachtung. Zusammengeführt werden die Erkenntnisse am Beispiel des Utrechter Vertrages und der daran beteiligten Akteure. Dieser Vertrag führte 1529 in einem gewandelten »Nordwesten« zu einem folgenreichen Ausgleich zwischen den Grafen von Oldenburg und den Grafen von Ostfriesland.
Ausgezeichnet mit dem Preis für niedersächsische Landesgeschichte der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen (Mai 2014).
André R. KöllerAndré R. Köller, geb. 1975, ist Oberstudienrat an einem Gymnasium. Er studierte an der Universität Oldenburg Geschichte und Germanistik. Auszeichnung mit dem Weser-Ems-Wissenschaftspreis 2002. Veröffentlichungen u. a. zur ostfriesischen Geschichte.
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