Das sogenannte »Ausländerkinderpflegeheim« des Volkswagenwerks diente zur Unterbringung der Kinder von Zwangsarbeiterinnen aus Osteuropa zur Zeit des Nationalsozialismus. Wie viele ähnliche Heime im Reich, diente es dem Zweck, die Arbeitskraft dieser Mütter uneingeschränkt auszubeuten und zugleich die Integration ihrer Kinder in das »deutsche Volkstum« zu verhindern. Schlechte hygienische Bedingungen, eine dramatische Überbelegung, fehlende Pflege und Fürsorge sowie akute Mangelernährung führten in zwei Jahren zum Tod von über 300 Kleinkindern - das Ergebnis einer Politik, die diese Kinder als »rassisch unerwünscht« brandmarkte.
Marcel Brüntrup zeichnet die Geschichte des »Ausländerkinderpflegeheims« an der Schnittstelle zwischen nationalsozialistischer Rassenideologie und kriegswirtschaftlichen Interessen nach. Grundlage hierfür sind die Protokolle des britischen Kriegsverbrecherprozesses, der 1946 gegen den zuständigen Betriebsarzt Dr. Hans Körbel, die Heimleiterin Ella Schmidt und andere Verantwortliche des Volkswagenwerks geführt wurde.
Zusätzlich wird ein Blick auf die Tradierung dieser Ereignisse in Wolfsburg und auf die darin enthaltenen geschichtspolitischen Entwicklungen geworfen.
Marcel BrüntrupMarcel Brüntrup, geb. 1987, studierte Geschichte und Philosophie an der Universität Münster und promovierte dort im Jahr 2023 in Neuerer und Neuester Geschichte.
Veröffentlichungen u.a.: Verbrechen und Erinnerung. Das »Ausländerkinderpflegeheim« des Volkswagenwerks ...
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