Die Briefe zwischen Aby Warburg und dem Heidelberger Altphilologen Franz Boll - bislang in der Warburg-Forschung wenig beachtet - werden hier erstmals vollständig publiziert. Die Korrespondenz begann 1909 mit einem Brief Warburgs und dauerte bis zu Bolls Tod 1924 an. Aus dem anfänglichen wissenschaftlichen Austausch wurde allmählich eine enge, sich gegenseitig fördernde und stützende Freundschaft. Die Briefe zeigen, wie sich beide Gelehrte für die Offenlegung des Spannungsverhältnisses zwischen Orient und Antike als Schwerpunkt ihres wissenschaftlichen Arbeitens einsetzten, ein Verhältnis, das sie als grundlegend für die europäische Kultur ansahen. Der Briefwechsel schließt daher eine wichtige Lücke in der bisherigen Warburg-Forschung und hilft, die Rätsel um den »Bilderatlas Mnemosyne« zu klären. Die Korrespondenz mit Boll gibt zugleich einen tiefen Einblick in Warburgs Arbeitsweise und ist ein wertvolles Dokument über seine Zeit im Sanatorium in Kreuzlingen. Immer wieder versuchte Warburg, zur Arbeit zurückzukehren, und wandte sich mit Fragen und Bitten an Boll, der sich u. a. zusammen mit Gertrud Bing und Fritz Saxl um die Publikation seiner Aufsätze kümmerte. Schließlich dokumentieren die Briefe auch die Vorgeschichte zu Warburgs letztem Werk: Der Ausstellung über »Sternglauben und Sterndeutung« im Planetarium in Hamburg.
Dorothee GelhardDorothee Gelhard ist seit 2002 Professorin für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Regensburg. Sie hatte mehrere Gastprofessuren u. a. in Berlin, Jerusalem und Haifa inne.
Zahlreiche Veröffentlichungen zur Philosophie ...
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