Wallstein Verlag


Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft


Internationales Organ für Neuere deutsche Literatur

Herausgegeben von Alexander Honold, Christine Lubkoll, Steffen Martus und Sandra Richter

485 S., 28 Abb., geb., Schutzumschlag, 15,5 x 23 cm
ISBN: 978-3-8353-5275-9 (2023-02-22)

zum Buch

Anna Lenz

"Die Welt glaubt nicht an die Gerechtigkeit des Weibes, sobald ein Weib das Opfer wird": Geschichtstheater als Literaturgeschichtstheater. Elfriede Jelineks ‚Ulrike Maria Stuart‘

Elfriede Jelinek schreibt 2006 ein Theaterstück, in dem Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin in Wechselbeziehung zu Maria Stuart und Elisabeth I auf die Bühne treten. ­‚Ulrike Maria Stuart‘ wirft mittels des Rückbezugs auf Schillers ‚Maria Stuart‘ Fragen nach der weiblichen Rolle und Stimme in der Geschichte einerseits, aber darüber hinaus auch in der Literaturgeschichte auf. Wie viel Handlungsfreiheit hat die Frau in der Geschichte? Wie geht Historiographie mit Weiblichkeit und Gewalt um? Wie vermittelt sich historisches Wissen im Geschichtstheater? Wie geht das Geschichtstheater mit dem Weiblichen um und in welchem Verhältnis steht es zu politischen Diskursen seiner Gegenwart? Jelineks Rekurs auf das wohl bedeutendste deutschsprachige Geschichtstheater in Verbindung mit den beiden Frauen am Kopf der ersten RAF-Generation formuliert geschichtstheoretische Fragen, die sich – so die These des folgenden Beitrages – auch ­poetologisch mit den historiographischen Deutungsverfahren von Geschichtsdramen und der Verantwortung innerhalb eines kulturell-kollektivem Gedächtnisses, die man dieser Gattung unterstellen mag, auseinandersetzen.

In 2006, Elfriede Jelinek wrote a play in which Ulrike Meinhof and Gudrun Ensslin ­appeared on stage in interaction with Mary Queen of Scotts and Elizabeth I. By referring back to Schiller’s ‘Maria Stuart’, ‘Ulrike Maria Stuart’ raises questions about the female role and voice within history on the one hand, but also in literary history on the other. How much agency does the woman have in the story? How does historiography deal with femininity and violence? How is historical knowledge conveyed in historical theater? How does historical theater deal with women and what is its relationship to the political discourses of its time? Jelinek’s intertextual return to what is probably the most important German-language history play in connection with the two women at the head of the RAF formulates historical-theoretical questions which – according to the thesis of the following article – also deal poetologically with aspects of historiographical inter­pretation in historical dramas and the responsibility those plays may withhold towards a collective and cultural memory.


https://doi.org/10.46500/83535275-010

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Inhaltsverzeichnis

Korbinian Lindel
Populäre Physikotheologie: Wissensgeschichtliche Quellen der Volksaufklärung im theologischen Breitenschrifttum ‚vor‘ 1750


Peter-André Alt
Das fluide Ich: Tränen in Goethes ‚Die Leiden des jungen Werthers' (1774) und Jacobis ‚Woldemar‘ (1779)


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"Des Pöbels Herzen sind mein.": Schillers Abgrenzung und Funktionalisierung der Plebs als Programm


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Wissenschaft und Kunst: Die Begriffe ‚Vereinigung‘, ‚Wechselwirkung‘ und ‚Bestimmbarkeit‘ in Fichtes ‚Wissenschaftslehre‘ und in Schillers ‚Ästhetischen Briefen‘


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Nachleben und Dokumentation: ‚Antigone‘ als Modellbuch bei Bertolt Brecht


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Wie wird man Klassiker?: Rainald Goetz im Suhrkamp Verlag


Anna Lenz
"Die Welt glaubt nicht an die Gerechtigkeit des Weibes, sobald ein Weib das Opfer wird": Geschichtstheater als Literaturgeschichtstheater. Elfriede Jelineks ‚Ulrike Maria Stuart‘


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Präsenz und Permanenz: Forschungsperspektiven für das Verhältnis von Theater und Archiv


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Dokumentation und Produktion: Zum Konnex von Theater und Archiv am Beispiel des Mannheimer Nationaltheaters um 1800 und den Bühnenfassungen von Schillers ‚Kabale und Liebe‘ (1784/1800)


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Harlekin "bei dem Grabe der Mrs Pritchard": Der Einfluss des Londoner Theaters auf Justus Möser


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Keine Bücher ohne Bühne: Zur Bedeutung des Theaters für die Anfänge des Suhrkamp Verlags


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Einleitung des Gastherausgebers: Was heißt und zu welchem Ende praktiziert man literaturwissenschaftlichen Aktivismus?


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Provenienzforschung als aktivistisches Erkenntnisinteresse


Simon Richter
Literature as Leverage: Teaching and Research as the Basis for Activism in the Climate Emergency


Azadeh Sharifi
Widerspruch formulieren und performen: Kanon und Kritik im deutschsprachigen Theater


Urvashi Butalia
The Activism of Knowledge Creation


Maureen O. Gallagher, Brigetta M. Abel, Amy Young
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