Heftige Diskussionen in Kneipen und Seminarräumen, manisches Lesen, der suggestive Soziologie-Slang Rudi Dutschkes: Der schillernde Begriff »Theorie« ist eine der ersten Assoziationen, wenn die Rede auf die antiautoritäre Studentenbewegung kommt. Doch was war eigentlich »Theorie« und warum hatte sie in »68« einen solch rauschhaften Charakter?
Benedikt Sepp wirft jenseits von Ideengeschichte und Bewegungsforschung einen praxeologischen Blick auf die Theoriefaszination der rebellierenden Studierenden. Indem der Autor dem emphatischen Aufbruch der frühen Sechziger Jahre bis in die stagnierenden Ausläufer der maoistischen K-Gruppen folgt, kann er nachzeichnen, wie ein spezifisches Verständnis von »Theorie« zur Radikalisierung der Bewegung beitrug - eines, das Analyse nur für gültig erklärte, wenn sie sich in Aktion umsetzen ließ. Diese nicht auflösbare Spannung zwischen Theorie und Praxis befeuerte eine »Bewegung«, die mehr als nur eine Selbstbezeichnung war. Die Geschichte der antiautoritären Bewegung wird hier also auf eine neue Weise erzählt – als von den Zugzwängen eines Denkens vorangetrieben, das über dieses Denken hinausgehen wollte.
Benedikt SeppBenedikt Sepp, geb. 1987, Studium der Neueren und Neuesten Geschichte und Zeitgeschichte, Mittelalterlichen Geschichte und Volkswirtschaftslehre in München und Trondheim, 2014 bis 20202 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Konstanz seit April ...
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