Wem ein literarischer oder akademischer Text zu umfangreich ist, kann seit Kurzem auf Künstliche Intelligenz zurückgreifen und automatisiert eine Kurzfassung erstellen lassen. Die Komprimierung von Literatur ist aber nicht erst ein Phänomen der Gegenwart. Seit der Antike werden komprimierte Fassungen von umfangreicheren Werken hergestellt - und erfreuen sich häufig großer Beliebtheit, nicht zuletzt in Bildungsinstitutionen. In der Kulturgeschichte wurden immer wieder energische Einwände gegen Kurzfassungen vorgebracht: diese würden ein Werk unzulässig vereinfachen, seine Qualität empfindlich beeinträchtigen oder gar seine Aussage grundlegend verfälschen. Carlos Spoerhase erkundet die vielfältigen Eigenschaften des Genres »Kurzfassung« und skizziert anhand von Beispielen aus der deutschen Literaturgeschichte, warum wir diese Gattung brauchen.
Carlos SpoerhaseCarlos Spoerhase, geb. 1974, ist Literaturwissenschaftler. Nach einem Forschungsaufenthalt an der University of Pennsylvania im Bereich der »History of Material Texts« ist er 2016 auf eine Professur am Gutenberg-Institut für Weltliteratur und schriftorientierte ...
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