Wallstein Verlag

Empirismus und Roman


Bezüge zu John Lockes »Essay« in Johann Karl Wezels »Lebensgeschichte Tobias Knauts« (1773-1775)

Reihe: Das achtzehnte Jahrhundert - Supplementa; Bd. 33


Geprägt vom britischen Empirismus bewegt sich Wezels »Tobias Knaut« stilistisch zwischen der Physiologie seiner Zeit, Sternes »Tristram Shandy« und Wielands »Agathon«.


Karl Wezel las in John Lockes Essay »Concerning Human Understanding« (1700) von den einfachen Sinneseindrücken und Ideen, auf denen unser Denken basiert, von der Existenz eines inneren Sinns sowie von der Wirkung von
Gewohnheiten auf unsere Ideenverbindungen und Assoziationen. Das gewitzte und fantasievolle Spiel mit diesen Bausteinen der Locke’schen Erkenntnistheorie prägt seinen ersten Roman, die Lebensgeschichte Tobias Knauts, eines Weisen, sonst der Stammler genannt. Wezel führt psychische Erscheinungen und Auffälligkeiten seiner eigensinnigen Figuren (Hypochondrie, Hochsensibilität, Enthusiasmus und Schwärmerei) auf die Relevanz der Sinneswahrnehmungen für das Denken und die Selbstwahrnehmung zurück. Er bringt damit als einer der Ersten Elemente aus Lockes Theorie in die Psychologie und Poetik ein. Über Lockes Theorie erklärt sich die Offenheit des Erzählers für die Vielfalt an Geschlechtern oder für experimentelle Momente im Erzählen in Engführungen mit Lockes Konzepten inneren Sinns und Bewusstseins. Wezel grenzt sich ab von der Empfindsamkeit, die ihm zu rührselig ist, vom Geniegedanken, dessen Originalitätsbehauptungen ihm auch bei Laurence Sterne zu sehr in die Richtung der kartesianischen Annahme angeborener Ideen gehen, und von den Stürmern und Drängern, die Locke nicht gelesen haben.
Lore Knapp

Lore Knapp ist Akademische Rätin auf Zeit an der Universität Bielefeld. Sie studierte Neuere deutsche Literatur, Theaterwissenschaft und Musikwissenschaft an der Freien Universität Berlin sowie Musikpädagogik mit Hauptfach Violoncello an der Universität ...

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