Saul ist eine große Figur des Alten Testaments. Er ist der erste König des Volkes Israel, eingesetzt vom Propheten Samuel. Nach anfänglichem Kriegsglück weicht er nur leicht von Gottes Geboten ab, wird mit Wahn und Verlust der Königswürde gestraft, stirbt mit seinen Söhnen im Kampf. König Sauls Geschichte zeigt das Spannungsfeld zwischen staatlicher Macht und religiöser Autorität. Die Theologie sieht in ihm ein Beispiel für Ungehorsam, die Literatur hingegen ist von der traurigen Figur fasziniert. Im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit dominiert diese Spannung, nach der Aufklärung kommen neue, oft existentielle Aspekte hinzu. Heute erschließt der Saul-Stoff Europas religiöses Erbe und stellt die aktuelle Frage: Wie konnte sich staatliche Gewalt herausbilden?
Niklas Bender legt die erste umfassende literaturwissenschaftliche Studie zu König Saul vor, stellt die alttestamentarische Erzählung in ihrem Kontext dar und skizziert die theologisch-philosophische Rezeption. Vor allem untersucht er die Gestaltungen von Dante über Voltaire bis hin zu Goethe. Malerische Darstellungen seit den mittelalterlichen Buchmanuskripten runden das Bild ab.
Niklas BenderNiklas Bender, geb. 1976 in Braunschweig, ist außerplanmäßiger Professor für französische und italienische Literatur an der Universität Tübingen und hat zahlreiche Lehrstühle vertreten. In den vergangenen Jahren haben ihn interessiert: »Verpasste und ...
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